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SCHACH-SPHINX/04954: Epoche der Mutlosigkeit (SB)


Im 19. Jahrhundert war es gang und gäbe, daß man ein Gambit spielte. Wie Pilze schossen sie aus dem Boden des Einfallsreichtums und bevölkerten die Gedanken der Meister. Fast jede Eröffnung kannte eine Gambitfortsetzung. Es wurden sogar Turniere veranstaltet, wo ein Gambit zu spielen Pflicht war. Ja, das waren noch schöne Zeiten für opferfreudige Kombinationshelden. Inzwischen ist das Gambit nahezu gänzlich aus den modernen Turnierhallen verschwunden. Man spielt gediegenes Damengambit, ein im Grunde unechtes Opfer, da der Bauer leicht zurückzugewinnen ist. Figurenopfer, die im 19. Jahrhundert eine hohe Konjunktur hatten, gibt es fast nur noch in Verbindung mit einer siegreichen Kombination. Als Eröffnung sind sie völlig aus der Mode gekommen. Im heutigen Rätsel der Sphinx bewies der amerikanische Großmeister Larry Christiansen jedoch, daß selbst in einer soliden Eröffnung wie der Nimzoindischen Verteidigung noch gambithafte Einfälle möglich sind. Sein Kontrahent Stefan Mohr war so verblüfft, daß er rasch unter die Räder kam. Im Stellungsdiagramm schickte der Amerikaner nach dem geopferten Bauern noch die Qualität hinterher. Mohr zeigte sich nach 1...Tb8xb5! der Lage nicht gewachsen und griff mit 2.b4xa5? fehl. Zuviel Ehrfurcht, denn nach 2.Dd3xb5 Sa5-b3 3.Ta1- b1 wäre gar nicht entschieden gewesen, wer das Rennen macht. Nun, Wanderer, wie ging Weiß nach 2.b4xa5? zugrunde?



SCHACH-SPHINX/04954: Epoche der Mutlosigkeit (SB)

Mohr - Christiansen
Bundesliga 1989

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die Kontrolle über die d-Linie in Verbindung mit der Schwäche der Diagonalen h5-e8 verhalfen Zsusza Polgar zu einem kristallklaren Sieg über ihren amerikanischen Kontrahenten Arnold Denker. Zsuzsa spielte 1.De2-h5! und behauptete damit den positionellen Vorteil, der sich dann nach 1...Db7-c6 2.Dh5-e5 b6-b5 3.Td1-d6 Dc6-c7 4.Td6xa6 Dc7xe5 5.f4xe5 in einen handfesten Turmgewinn ummünzen ließ. Denker mußte sich in die Notwendigkeit fügen, denn 5...Tf6-f8 6.c4xb5 hätte bald schon eine neue weiße Dame ergeben. Nach 5...b5xc4 6.e5xf6 kapitulierte der Turnier-Methusalem, da seine kleine Hoffnung 6...c4- c3 durch 7.Ta6-c6 c3-c2 8.Tc6xc5 zerstört worden wäre.


Erstveröffentlichung am 11. Mai 2001

10. Dezember 2013





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