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SCHACH-SPHINX/04987: Harlekin läßt grüßen (SB)


Was waren das für kosmische Zeiten und Zeichen an der Wand, damals in Amsterdam 1992 beim VSB-Viererturnier zwischen dem Amerikaner Yasser Seirawan, dem Inder Viswanathan Anand, dem Engländer Nigel Short und dem Landesmatador Jan Timman. Um die Startnummern fürs Turnier zu ermitteln, ließen die Veranstalter die knochenmüden Meister sich auf einem 500-Meter-Parcours mit einem Rennrad unter Hintern abstrampeln. Während der Schweiß aus allen Poren floß, zeigte sich wieder einmal, daß sich Schachmeister offenbar nur zu willfährig als Narren vorführen lassen. Jedenfalls radelte Meister Seirawan am schnellsten, gefolgt von Short, Timman und Anand, der keuchend und mit hervortretenden Augäpfeln ins Ziel eintrudelte. Vier Jahre zuvor machte man sich einen anderen Spaß mit Garry Kasparow, Anatoli Karpow, Timman und van der Wiel. Da sich diese Vierertruppe jedoch nicht für irgendwelche muskelfördernden Harlekinaden hergeben wollte - Karpow beispielsweise beim Liegestütz wäre nun doch ein arg herabwürdigender Anblick -, ließ man die Herrschaften einen Monat vor Turnierbeginn den Wechselkurs zwischen Gulden und Dollar voraussagen. Schachmeister als Börsianer - kein Geschmack scheint tief genug sinken zu können, um sich als Steigbügelhalter anzudienern. Nun konnte Timman zwar am präzisesten erraten, wie der Kurs lag - Kasparow verschätzte sich am heftigsten -, aber was war damit anderes bewiesen, als daß es überall auf der Welt Menschen gibt, die für andere in aller Albernheit zur Schau stellen? Der junge Schachrecke Michael Bezold, gebürtiger Bamberger, wenn auch zwischenzeitlich für München spielend, hatte diesen Sinn fürs Humorige nicht, als er bei der Deutschen Einzelmeisterschaft 1993 den dritten Platz errang. Mit Ernst und Nüchternheit kam er im heutigen Rätsel der Sphinx mit den schwarzen Steinen gut zurecht, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04987: Harlekin läßt grüßen (SB)

Zude - Bezold
BRD 1993

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der englische Meister Nigel Short sollte sich damals vor allem als Herausforderer für den PCA-Champion Garry Kasparow herausputzen. Gegen den Amerikaner Yasser Seirawan siegte Short jedenfalls mit einer kühn angelegten Kombination: 1...Sc6-b4! 2.Dc2-e4 - aber nicht 2.a3xb4 wegen 2...Le7xb4+ 3.Ke1-e2 Ta8-c8 4.Dc2-d3 e5-e4 5.Dd3xe4 Da4xb3 6.d5xe6 Tc8-c2+ 7.Ke2-f3 f7xe6 und der schwarze Angriff dringt machtvoll durch - 2...Ta8-c8 3.a3xb4 - 3.Lf1-d3 Sb4xd3+ 4.Dc2xd3 Le7xf6 5.d5xe6 Tf8-d8 - 3...Le7xb4+ 4.Ke1-e2 Da4xb3 5.Lf6xe5 Tc8-c4 6.Td1-d4 - 6.De4-d3 Le6-g4+ 7.f2-f3 Tc4-c2+ - 6...Tc4xd4 7.De4xd4 Le6xd5 und Weiß gab in hoffnungsloser Stellung auf.


Erstveröffentlichung am 22. Mai 2001

12. Januar 2014





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