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SCHACH-SPHINX/05006: Nur Laune und Glück (SB)


Zu Zeiten der frühen islamischen Orthodoxie hatte das Schach nicht wenige Feinde. Das rührte im wesentlichen aus einem Irrtum her, denn im Koran, dem heiligen Buch des Islam, steht ausdrücklich geschrieben, daß kein Muslim sich dem Glücksspiel hingeben darf. In einer Welt des Fatalismus, wo das Leben der Menschen, ihr Handeln, ihr Sehnen und Streben von der Vorsehung bis auf den kleinsten Buchstaben hinein vorbestimmt ist, mutete die Vorstellung von einem Glück oder Zufall in der Tat wie Teufelswerk an. Nach dem Islam hat Allah in seiner unendlichen Barmherzigkeit die Geschicke eines jeden einzelnen Menschen detailgetreu vorweggenommen. Um die Standfestigkeit der Rechtgläubigen zu prüfen, so die Koranauslegung, habe der Teufel die Erlaubnis Allahs erhalten, den Menschen vom geraden Weg abspenstig machen zu dürfen. Aus dieser Befürchtung heraus ist von Musa al-Madani die folgende Warnung überliefert worden: "Wer Schach spielt, ist verflucht; wer es ansieht, ist wie einer, der Schweinefleisch ißt." Das sind harte Worte, die von den Rechtsgelehrten später wieder gerade gebogen werden mußten, als man nämlich erkannte, daß gerade im Schachspiel der Teufel, also der Zufall, und sein Gehilfe, das Glück, nichts zu suchen haben, weil sie durch die Vernunft besiegt werden. Es mutet vielleicht seltsam an, aber der fatalistische Araber war im Grunde seines Herzens ein Mann der Vernunft. Mit genialer Vernunft begabt war jedenfalls auch der ehemalige Weltmeister Alexander Aljechin, der im heutigen Rätsel der Sphinx mit den weißen Steinen einen seiner ungezählten Siege feierte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05006: Nur Laune und Glück (SB)

Aljechin - Freeman
New York 1924

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Raub mit 1...Dh5xf3? ging bös ins Auge für unseren Schachfreund Jürgens, denn sein Kontrahent Rosin konterte wunderschön mit einem Mattüberfall: 2.De6xh6+! Lg7xh6 3.Td6xh6+ Kh8-g8 4.Lb1-a2+ nebst Matt.


Erstveröffentlichung am 29. Mai 2001

31. Januar 2014





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