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SCHACH-SPHINX/05030: Aura des Feindes (SB)


Variantenwissen, Kenntnis über strategische Pläne, hohe Meisterschaft in den Endspielen, all das kann ein Schachspieler in die eigene Waagschale werfen. Entsprechend bereitet er sich auf ein Turnier vor. Allerdings kann es, und das ist der Dreh- und Angelpunkt aller außerhalb des Heimstudiums angesiedelten Schwächen, durchaus geschehen, daß er auf einen Angstgegner stößt, der, obgleich spielerisch nicht überlegen, dennoch auf dem Brett in den gemeinsamen Begegnungen zumeist die Siege davonträgt. Wie das zu erklären ist? Die Schachpsychologie gibt hierauf zwar viele Antworten, nur begreiflich machen kann sie dieses Defizit nicht. Fast ist es so, als ob von diesem Gegner eine animalische Aura ausgeht, gegen die man selbst mit subtilsten Mitteln nicht ankommt. An dieser Schwelle wird das Problem in der Tat individuell gefärbt. Die Spielstrategie ist eben doch auf die spezielle Persönlichkeitsstruktur zugeschnitten, und so kann es während einer Partie durchaus vorkommen, daß man zwar die besten Züge im Kopf findet, aber nur den zweit- oder drittbesten Zug ausführt. Angstgegnerschaften gibt es immer wieder. So war Bobby Fisher beispielsweise jahrelang irgendwie befangen, wenn er gegen Michail Tal spielen mußte. Oder Alexander Aljechin, der sich wie von einem Fluch befreien mußte, ehe er beim WM-Kampf 1927 in Havanna gegen José Capablanca endlich zu seinen ersten Gewinnpartien kam, was ihm zuvor nie gelungen war. Man erinnere sich in diesem Sinne auch an den Kandidatenwettkampf 1971 von Mark Taimanow gegen Fisher. Taimanow, obwohl bestens vorbereitet, verlor alle sechs Partien. Seine Angst zügeln und bändigen konnte hingegen Meister Akesson in seiner Partie gegen Runneby. Ersterer hatte erkannt, daß er beim Einhalten der Zugfolge 1.Td5xd7 Tc7xd7 2.De3-e8+ Kh8-g7 3.De8xd7 Dg5xf4 nur minimalen Vorteil erhalten würde. Im heutigen Rätsel der Sphinx stellt sich dir nun folgende Aufgabe, Wanderer: Wie konnte Meister Akesson einen wichtigen Trumpf in diese Zugfolge einschleusen?



SCHACH-SPHINX/05030: Aura des Feindes (SB)

Akesson - Runneby
Fernpartie 1967

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der taktische Sieg des Nachziehenden gründete sich auf dessen Läufer. Also opferte Meister Matthis mit 1...Da5-e1+! seine Dame. Er konnte es sich durchaus leisten, denn nach 2.Dd1xe1 Lg4xf3# ginge der Punkt an ihn. Also spielte sein Kontrahent Graf 2.Kh1-g2. Dem Matt entging er aber dennoch nicht: 2...De1-f2+ 3.Kg2-h1 Lg4xf3+ 4.Dd1xf3 Df2xf3#


Erstveröffentlichung am 04. Juni 2001

24. Februar 2014





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