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SCHACH-SPHINX/05037: Im Zeichen der Gewitztheit (SB)


In Sachen falscher Abgabezug gibt es viele nette Geschichte zu erzählen wie zum Beispiel jene, die sich 1964 in Krakau zutrug. Der schwedische Meister Dahlin konnte sich rühmen, eine Hängepartie mit einem leicht zu gewinnenden Endspiel über Nacht analysieren zu dürfen. Lundin wollte es sich jedoch nicht allzu schwer machen beim Grübeln. Schließlich lag ihm nichts daran, sich bis zum Morgengrauen unnötig um den Schlaf zu bringen. Also warf er nur rasch einen Blick auf die Stellung, notierte seinen Abgabezug und legte sich im Schatten Morpheus' nieder. Selig öffnete er am nächsten Morgen die Augen, frühstückte ausgiebig und kehrte zur vorgesehenen Stunde zum Brett zurück. Der Schiedsrichter war noch nicht vor Ort, aber sein Kontrahent, der Brite Richardson. Lächelnd beugte sich Lundin übers Brett und plötzlich stahl sich eine erschreckende Gewißheit in seinen Blick. In seiner Leichtgläubigkeit und überzeugt davon, daß ihm nichts geschehen konnte, hatte er einen Königszug abgegeben, der in zwei Zügen geradewegs zum Matt führen mußte. Zeit, um seinen Abgabezug zu korrigieren, hatte er nicht mehr, aber gewitzt, wie er war, sann er auf eine List und beschwatzte Richardson. In naiv sich verstellendem Ton erklärte er diesem, wobei er die Stellung auf dem Brett mit einem Auge so analysierte, daß stets ein Remis herauskam, daß er keinen Sinn darin sehe, weiterzuspielen, da er nicht gewinnen könne. Richardson, der seine Niederlage fest einkalkuliert hatte, ergriff die Chance, mit einem halben Punkt davonzukommen, und willigte sofort ins Remis ein. Je ein Stein fiel im selben Augenblick mal von Richardsons, mal von Lundins Herzen. Wer hatte nun wen betrogen? Solches Glück hatte unterdessen unser Schachfreund Susilic im heutigen Rätsel der Sphinx nicht, denn dessen Kontrahent Zakic fand frei von Irrtümern den ungekrümmten Pfad zum Sieg, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05037: Im Zeichen der Gewitztheit (SB)

Zakic - Susilic
Fernpartie 1981

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Schönig hatte seine schwarze Armee so eng um seinen König gruppiert, daß sie sich schon auf die Füße traten. Kein Problem für seinen Kontrahenten Kraatz, mit 1.Dh6-g7+! Df7xg7 2.f6xg7 den Springer auf f8, der kein Feld zur Flucht mehr frei hatte, zu kassieren und damit die Partie sofort für sich zu entscheiden.


Erstveröffentlichung am 07. Juni 2001

03. März 2014





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