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SCHACH-SPHINX/05302: Flug der Schatten zum Lichte (SB)


Manche Menschen kommen bei ihrem Wunsch, Unsterblichkeit zu erlangen, auf die sonderbarsten Gedanken. So war der Maler, Graphiker und Schriftsteller Salvator Dali der Meinung, "die weltliche Unsterblichkeit ist in der Ausscheidung zu suchen, im Exkrement, und nirgends sonst". Seine Überzeugung rührte aus einem diffusen Verständnis mittelalterlicher, alchemistisch verworrener und quacksalberisch aufgedunsener Theorien her, die kaum dazu geeignet sind, auf Fragen grundsätzlicher Art und Virulenz zu stoßen, wohl aber eine Art Ausflucht zu schaffen. Dali in seinem Tagebuch: "... wenn es gelänge, das menschliche Exkrement so flüssig wie Honig zu machen, so würde das Leben der Menschen sich verlängern, denn das Exkrement ist (laut Paracelsus) der Lebensfaden, und jede Unterbrechung, jeder Furz ist eine verronnene Lebensminute, das zeitliche Äquivalent zur Schere der Parzen, die den Faden des Lebens verkürzen und zerstückeln." Da hat es ein Schachmeister leichter, mit seiner Lüge von der Unsterblichkeit zurechtzukommen. Er spielt Partien, von denen er glaubt, daß sein Geist darin konserviert werden könnte, gleichsam als lebe darin der Abglanz seiner Identität fort, wie ein mumifizierter Leichnam oder das Nachklingen eines Gedankens. Für den Nachruhm spielt auch der englische Meister Michael Adams in seinem Hin- und Herpendeln zwischen Alkohol und Brett, Leidenschaften, die ihn beide aushöhlen, aber war der Preis der Aufopferung für die Kunst nicht seit jeher die unverrückbare Achse, um über seinen weltlichen Schatten hinaus für die Ewigkeit zu wirken? So löse das heutige Rätsel der Sphinx, Wanderer, und lerne den Flug der Schatten zum Lichte!



SCHACH-SPHINX/05302: Flug der Schatten zum Lichte (SB)

Gurewitsch - Adams
Biel 1993

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die Frauenweltmeisterin Maja Tschiburdanidse errang eine siegreiche Schlacht gegen ihre Kontrahenten Grinfeld mit dem hübschen Opferschlag 1.Le3xc5!, worauf Maja dank der schwachen, schwarzen Diagonale a2-g8 und infolge von 1...d6xc5 2.Sb3xc5 Sc6-d8 3.Sc5xe6 Sd8xe6 4.Dd1-b3 mit zwei Mehrbauern verblieb und die Partie leicht und bequem gewinnen konnte: 4...Tb8-b6 5.Lg2-d5 Tf8-f6 6.Ld5xe6+ Sc7xe6 7.Te1xe6 Tb6xe6 8.Ta1-e1 Kg8-h8 9.Te1xe6 usw.


Erstveröffentlichung am 22. Dezember 2001

23. November 2014





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