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SCHACH-SPHINX/05407: Keine grauen Falten im Geiste (SB)


Als Schachspieler ist man nie zu alt, um neue Maßstäbe zu setzen, beispielsweise wenn man die Erfahrung in die Waagschale wirft und allen Unkenrufen zum Trotz seinen jüngeren Clubkollegen eine lange Nase dreht. So oder ähnlich mag der deutsche Meister Carl Ahues gedacht haben, als er mit seinen 70 Jahren die interne Meisterschaft im Hamburger Schachclub gewann. Früh hatte Ahues begonnen, seinen Namen in das goldene Buch des deutschen Schachs einzuschreiben. Schließlich hatte er als erster die Deutsche Meisterschaft für sich entschieden. Der am 26. Dezember 1883 in Bremen geborene Meister erlernte zunächst einmal den Beruf des Kaufmanns, ehe er sich tiefer mit der schachlichen Materie auseinandersetzte. Zwischen 1929 und 1931 gehörte er zu den besten Spielern Deutschland, und bis zu seinem Tode im Jahre 1968 machte er mehr als einmal von sich reden. Als er mit seinem "70 Lenzen" die Hamburger Clubmeisterschaft gewann, war sein Schachgenosse Baldur Hönlinger des Lobes voll über seinen Freund und fragte sich allen Ernstes: "Wenn Ahues schon mit 70 so gut spielt, wie mag er da mit 80 spielen!" Neun Jahre später beantwortete Ahues diese Frage zur vollen Genugtuung seiner Schachfreunde, als er in der Hamburger Blitzmeisterschaft triumphierte. Daß beide, Ahues und Hönlinger, ihr Handwerk bis ins hohe Alter verstanden, stellte Hönlinger unter Beweis, als er mit 80 Jahren noch rüstig genug war, um am Spitzenbrett des PSV Wuppertal für Furore in der Bundesliga zu sorgen. Als Meister de Jong im heutigen Rätsel der Sphinx gegen seinen Kontrahenten Enklaar mit den weißen Steinen dank eines prächtigen Zuges gewann, mag er im Geiste an Ahues und Hönlinger gedacht und zuversichtlich in die Zukunft geschaut haben, denn das Alter verliert für einen Schachspieler an Schrecken, wenn er weiß, daß Siegespartien nicht das Vorrecht der Jugend sind, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05407: Keine grauen Falten im Geiste (SB)

de Jong - Enklaar
Utrecht 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Stellung war zum Pflücken reif, und der holländische Meister Ree wußte auch, wie er das schaffen konnte, ohne sich noch lange mit einem langwierigen Endspiel quälen zu müssen. Er zog einfach 1.Da4-e8!! und nahm den Handschlag seines Gegenübers Rakic entgegen, denn 1...De6xe8 scheiterte an 2.Te3-h3# und auf 1...De6-f5 wäre erdrückend 2.De8-g8 gefolgt.


Erstveröffentlichung am 31. März 2002

08. März 2015


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