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SCHACH-SPHINX/05720: Sphärische Spinnenmusik (SB)


Nun wissen wir zwar, daß der Himmel voller Geigen hängt - was wohl eher der Gemütslage des Betrachters als einer tatsächlichen Himmelssinfonie geschuldet ist -, aber hin und wieder glauben auch Schachmeister, etwas von der Sphärenmusik in ihren Partien zu hören. Wenn das Blut in den Ohren rauscht, das Trompetengeschmetter des angreifenden Turms über das Schlacht- und Schachbrett fegt und die Zimbeln der Läufer ihren Takt anschlagen, ja, wenn das Getrommel der Bauern die Ohren zerreißt und der Springer die Pauke schlägt, herrscht im Kopf des Meisters nicht Durcheinander, sondern alles mischt und ordnet sich zu einem großen Gedanken voller Harmonie. Nur das Streichorchester darf nicht fehlen, wie schon der Ex-Weltmeister Michail Botwinnik betont hatte: "Wir haben viele professionelle Geiger, und das Schachspiel ist um nichts schlechter als die Geige." Fürwahr, die untermalende Begleitung sanfter Klänge und Streicher, also die positionelle Grundakustik jeder Partie, gibt erst den Ideen und Einfällen, Winkel- und stillen Zügen ihre tragende Existenz. Daß Botwinnik seine Figuren wie Geigen und Klarinetten zu handhaben wußte, bewies er im heutigen Rätsel der Sphinx. Beim Weltmeisterschaftskampf 1948 hörte auch sein Gegenspieler Paul Keres etwas von dieser sphärischen Spinnenmusik, nachdem er zuletzt 1...Sb6-d7 gezogen hatte. Öffne deine Ohren, Wanderer, es bedarf nicht einmal der Phantasie, um das schrecklich-schrille Mattstakkato zu vernehmen!



SCHACH-SPHINX/05720: Sphärische Spinnenmusik (SB)

Botwinnik - Keres
WM-Kampf 1948

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Einfall war amüsant, aber dennoch ungenügend wegen 1...Kc8-b7 2.Sg5xh7 Td7-d2 3.Sh7-g5 Td2xf2 4.Sg5-e6 Lc7-b8 5.Se6-d8+ Kb7-a8 6.Tc7- c8 nebst 7.Sd8-c6, und der Deckel wird zugemacht.


Erstveröffentlichung am 02. Februar 2003

19. Januar 2016


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