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SCHACH-SPHINX/05787: Schlauheit eines Weltmeisters (SB)


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt der ungarische Meister Géza Maróczy als einer der stärksten Spieler von Rang. Sein Stil war von schlichter Brillanz, schnörkellos, tief durchdacht und von hohem strategischen Zuschnitt. Nachdem er die Turniere in Monte Carlo 1904 sowie Ostende und Barmen 1905 für sich entschieden hatte, liefen die Verhandlungen mit dem damaligen Weltmeister Emanuel Lasker heiß. Lasker war kein Mensch, der sich gerne im Wettkampf maß, und daher lange Zeit nicht bereit, seine Krone aufs Spiel zu setzen. Doch die Schachwelt verlangte seinerzeit nach einem Duell der hellsten Köpfe. Auch fanden sich Geldgeber, die in die Tasche greifen wollten, um eine Weltmeisterschaft zu finanzieren. Doch dann in Ostende 1906, die Vorbereitungen standen vor dem Abschluß, verlor Maróczy unerwartet in der letzten Runde die entscheidende Partie gegen Ossip Bernstein. Lasker nahm dies zum Anlaß, um den WM-Kampf zu vertagen. Schließlich wurde der Termin mehr und mehr in die Ferne gerückt. Die Geldgeber verloren das Interesse, sprangen ab und der Wettkampf fiel ins Wasser. Feigheit konnte man Lasker gewiß nicht vorwerfen, aber geschickt, durchtrieben und winkelkrämerisch genug war er, um sich schlau aus der Affäre zu ziehen, wenn es ungemütlich zu werden drohte. Daß Maróczy auch in späteren Jahren nichts von seiner geistigen Spannkraft verlor, bewies die Schacholympiade in München 1936, wo er am Spitzenbrett Ungarn zum Sieg führte. Das heutige Rätsel der Sphinx entstammt einer Fernpartie des ungarischen Meisters, wo er sein taktisches Gespür unter Beweis stellte. Also, Wanderer, was war grundverkehrt an der weißen Stellung?



SCHACH-SPHINX/05787: Schlauheit eines Weltmeisters (SB)

Zambelly - Maróczy
Fernpartie 1897

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Statt sich bescheiden mit einem Remis zu begnügen, hätte Damjanovic mit 1.Db3-g3+! Kg8-h8 2.Dg3-e5+ Kh8-g8 3.De5-g5+ Kg8-h8 4.Tf1xf7 Df8xf7 5.Dg5-d8+ Df7-g8 6.Dd8-f6+ gewinnen können. Ob Damjanovic zum Ende der Partie eine Remisbrille getragen hatte?


Erstveröffentlichung am 10. April 2003

26. März 2016


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