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SCHACH-SPHINX/06202: Söhne von Emigranten (SB)


Mit Wehmut erinnerten sich die Amerikaner an die Weltmeisterschaftskämpfe in New York, St. Louis und New Orleans. Über hundert Jahre war dies schon her, und seitdem fanden auf amerikanischem Boden, abgesehen von einer Handvoll regionaler Wettkämpfe, kaum noch Turniere von internationalem Format statt. Das änderte sich erst mit dem New Yorker Match zwischen Garry Kasparow und Viswanathan Anand. Kasparow hatte danach in den kommenden Jahren nochmals für internationales Aufsehen gesorgt, als er in Philadelphia und New York gegen den Computermonarchen Deep Blue antrat. Plötzlich besannen sich die Amerikaner darauf, daß es neben Football, Baseball und Basketball auch noch andere Sportdisziplinen gab, die ein spannendes Flair ausströmten. Der Mangel an einheimischen Schachmeistern war wohl die vorrangigste Ursache, daß das Interesse in der Vereinigten Staaten an der Schachkunst so tief gesunken war. Bobby Fischer war ab 1972 kein Thema mehr. Und welcher amerikanische Kulturbanause wußte schon, wer Paul Murphy gewesen war? Das Schach in Amerika erwachte in den beiden letzten Jahrzehnten erst wieder aus seinem Dornröschenschlaf, als russische Emigranten ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten pilgerten und für das Sternenbanner stritten. Mittlerweile hat auch deren Nachwuchs dafür gesorgt, daß Schach in Amerika populärer geworden ist. Im heutigen Rätsel der Sphinx konnte John Litvinchuk - Papa kam aus Rußland - den Kalifornier Adam Lief in nur siebzehn Zügen zur Kapitulation zwingen. Die Partie wurde immerhin auf der US-Juniorenmeisterschaft von 1986 ausgetragen, was ein wenig überrascht. Bedenkt man jedoch, daß Amerika in Sachen Schach noch ein Entwicklungsland ist, wird schnell klar, warum der Emigrantensohn problemlos siegte. In der Diagrammstellung war Schwarz am Zuge, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06202: Söhne von Emigranten (SB)

Lief - Litvinchuk
New York 1986

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Endspiel, das wußte Meister Nunn, hätte die Sache schnell bereinigt, also spielte er 1.d3xe4 Ld5xe4 2.De1-c3 Dd4-d5 3.Dc3-c4, und sein Kontrahent und Landsmann King ersparte sich die lange Agonie.


Erstveröffentlichung am 22. Mai 2004

16. Mai 2017


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