Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/06319: Im Zeichen des Klassenkampfes (SB)


Neben den bürgerlichen Schachklubs gab es auch jede Menge Arbeiterschachvereine. Offenbar war es problematisch, daß ein Bergarbeiter mit einem Lehrer an ein und demselben Schachbrett spielte. Jeder Berufszweig blieb eben seiner Schicht verpflichtet. Berührungen waren selten. Das frühe 20. Jahrhundert stand ganz im Zeichen des Klassenkampfes. Der erste Arbeiterschachverein wurde 1902 in Nowawes, einer Kleinstadt an der Havel, gegründet. Zwei Jahre später folgte Frankfurt am Main nach, und schon 1912 gab es den Deutschen Arbeiterschachbund. Hitlers Machtergreifung machte mit dieser sozialistischen Variante Schluß. Bis dahin hatte es in Deutschland 80 kommunistische Schachvereine mit 2500 sowie 440 sozialdemokratische mit 10000 Mitgliedern gegeben. Sogar eine Zeitschrift fürs Arbeiterschach wurde in Rostock gedruckt. Die Splitterung in kommunistische und sozialdemokratische Vereine war die Folge der um 1932 sich zuspitzenden politischen Verhältnisse. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es zu keiner Wiedererweckung der Arbeiterschachvereine. Im besetzten West-Deutschland wurde das gesellschaftliche Leben in demokratische Bahnen gelenkt. Eine Entzweiung der Schachlager hätten die Alliierten wohl ohnehin nicht erlaubt. In der DDR sah es anderes aus. Dort war alles nach der Ideologie des Bauern- und Arbeiterstaats ausgerichtet. Ein bürgerliches Schach war im sowjetisch besetzten Deutschland undenkbar. Hinter der Mauer fristeten die DDR-Meister ein mehr oder weniger abgeschottetes Leben. Internationale Begegnungen standen selten auf dem Tagesordnungspunkt. So nahm die DDR auch nur sporadisch an den Schacholympiaden teil. 1988 war solch ein Ausnahmejahr. Viel Erfolg hatten die wenig turniererfahrenen DDR-Meister nicht, wenngleich ihnen wie im heutigen Rätsel der Sphinx durchaus einige sehenswerte Glanzpartien glückten. In der Begegnung DDR-USA überspannte der amerikanische Großmeister Larry Christiansen maßlos den Bogen, als er zuletzt 1...Dh1-h2? spielte. Remischancen hätte er bestenfalls mit 1...Dh1xh6 2.Dd3xg3 Dh6-e3 gehabt. Nun fand sein Kontrahent Rainer Knaak eine hübsche Widerlegung, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/06319: Im Zeichen des Klassenkampfes (SB)

Knaak - Christiansen
Saloniki 1988

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Von Mephisto erwartet man unersättliche Habgier, und der Computer eiferte seinem großen Vorbild aufs gemeinste nach und holte sich nach 1...Se5-d3! 2.Sf7-h6+ Kg8-h8 3.Df4-e3 Lf1xe2 4.De3xe2 c2-c1D+ 5.Ta1xc1 Dd5-g5+ den ungeteilten Sieg. Engl gab auf, da er nach 6.Sh6-g4 Dg5xc1+ 7.Kg1-h2 Dc1xb2 8.De2xb2 Sd3xb2 über keinerlei Perspektiven verfügte.


Erstveröffentlichung am 16. September 2004

10. September 2017


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang