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SCHACH-SPHINX/06330: "Der Deutsche verliert!" (SB)


Mit dem Londoner Turnier von 1851 begann für den Breslauer Meister Adolf Anderssen eine Zeit der höchsten Ehren und Erfolge. Der ansonsten bescheidene Mathematikprofessor wuchs geradezu zu einer Vaterfigur auf. Wer etwas auf sich geben wollte, behauptete dreist, ein Schüler des berühmten deutschen Meisters zu sein, was, einmal nachgeforscht, nichts anderes bedeutete, als daß er gegen Anderssen eine Partie gespielt hatte und von ihm belehrt worden war. London selbst war von Animositäten nicht frei. Die stolzen Engländer, die jahrzehntelang federführend in der Schachkunst gewesen waren, wenn auch im festen Schulterschluß mit den Franzosen, fühlten sich von dem Spieler aus dem politisch ungeeinten Deutschland bedroht; zu Recht, wie das Turnier bewies. Und so schlugen ihre Sympathien stets für die Gegner von Anderssen. Nun wurden die laufenden Partien in einem kleinen Nebenzimmer analysiert, und als der ungarische Meister Sven gegen Anderssen spielte, begab es sich, daß hinter der dünnen Wand lautstark zu hören war: "Der Deutsche verliert!" Auch der Zug, mit dem Sven leicht hätte gewinnen können, drang aus dem Nebenraum wie ein Trompetenschall herüber. Der Ungar war jedoch zu wohlerzogen und im Kern zu tugendhaft, um dieses unwillkommene Geschenk anzunehmen. Nach der Partie fragte man ihn, ob er den zum Gewinn führenden Zug denn nicht gesehen habe, worauf dieser erwiderte: "Nicht nur gesehen, sondern auch gut gehört, aber ich wollte von einer solch ungerechten Hilfe keinen Gebrauch machen." Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte Meister Szen 1...Te8-e1+? und verlor 13 Züge später. Nun, Wanderer, welchen Siegeszug hatte er aus dem angrenzenden Raum gehört, den auszuführen, ihm jedoch die Fairneß verbot?



SCHACH-SPHINX/06330:

Anderssen - Szen
London 1851

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Springer am Rand bringt eben doch nur Kummer und Schand, und nach 1.Tb3-b4 mußte Miles erkennen, daß der einzig mögliche Deckungszug 1...Td8-a8 an 2.Ke2-d2 nebst 3.b2-b3 scheiterte. Die Figur war also verloren. Also holte sich der englische Großmeister wenigstens noch einen Bauern mit 1...Sa4xb2. Die Partie war damit natürlich nicht mehr zu retten, auch wenn Miles noch einen Bauern dazugewann: 2.Tb4xb2 Td8xd6 3.Tb2-b8+ Kf8-e7 4.Tb8-g8 g5-g4 5.Tg8-g7+ Ke7-f6 6.Tg7-g8 Td6- a6 7.Sd3-e5 Ta6-a4 8.Tg8-g6+ Kf6-e7 9.Ke2-e3 f5-f4+ 10.Ke3-d3 Ta4-a3+ 11.Kd3-d2 Ta3-a4 12.Kd2-c3 g4-g3 13.f2xg3 f4xg3 14.Kc3-d3 Ta4-a3+ 15.Kd3-e2 Ta3-b3 16.Ke2-f1 Ke7-f8 17.Kf1-g2 Tb3-b4 18.Tg6-g4 und Schwarz gab auf, da nach Verlust des schwarzen g-Bauern die letzte Hoffnung vom Brett verschwand.


Erstveröffentlichung am 27. September 2004

21. September 2017


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