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SCHACH-SPHINX/06564: Esau gegen Jakob (SB)


Spielt man im selben Schachklub, so wird man vor den anderen schon eifersüchtig bemüht sein, die kleinen Geheimnisse in der Entdeckung neuer Züge für sich zu behalten. Denn auf einem Turnier gibt es keine Freunde mehr, nur noch Konkurrenten. Viel notwendiger ist das Verheimlichen von Neuerungen unter Brüdern. Kaum eine Rivalität ist so fest verwachsen mit dem eigenen Selbstverständnis wie der Konflikt vom älteren zum jüngeren Bruder und natürlich auch umgekehrt. Die Lasker- Brüder waren da keine Ausnahme, auch wenn sie sich - jeder ging seinen eigenen Berufsweg - in der Turnieröffentlichkeit nicht bekriegt hatten. Anders dagegen die Gebrüder Horvath aus Budapest. Regelmäßig treffen der Ältere, ein Großmeister, und der Jüngere, ein Internationaler Meister, aufeinander, oder besser gesagt, sie sitzen sich gegenüber mit dem Wissen um die Stärken und Schwächen des anderen. Solche Partien nehmen oft einen kämpferischen Verlauf, sind voller Kombinationswut und scharfer Entgegnungen. Der jüngere Bruder wird bemüht sein, wie einst Jakob, dem Älteren das Erstgeborenenrecht streitig zu machen. Doch im heutigen Rätsel der Sphinx behielt, biblisch gesprochen, Esau die Oberhand, nicht zuletzt, weil er die schwarze Königsstellung seines Bruders arg unter Druck setzte, und als dieser dann zuletzt mit 1...h7-h5 eine weitere Schwächung einging, konterte der Ältere im heutigen Rätsel der Sphinx mit einem schlagfertigen Schlußangriff, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06564: Esau gegen Jakob (SB)

J. Horvath - C. Horvath
Bischwiller 1993

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Es war wirklich kein Tag für französische Jubelgesänge, als der schwarze König mit 1...Ke8-d7? gewissermaßen das Schafott bestieg, denn schon nach 2.Sg5xe6 f7xe6 3.Sf4xe6! beendete das Fallbeil die Partie, da 3...Kd7xe6 4.Ld3xf5+ Ke6-f7 5.Lf5-e4+ Kf7-e8 - 5...Kf7-g8 6.Dd1-f3 - 6.Le4xd5 keinen sinnvollen Zug mehr zugelassen hätte.


Erstveröffentlichung am 17. Mai 2005

14. Mai 2018


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