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SCHACH-SPHINX/06579: Im Irrgarten der Klaus-Junge-Variante (SB)


1981 hatte Garry Kasparow mit Siegen über Timoschtschenko und Dorfmann den alten Streit um die Spielbarkeit der Klaus-Junge- oder auch Botwinnik-Variante neu vom Zaun gebrochen. Seine beiden Weißsiege stachelten für die nächsten Jahre alle Anhänger dieser riskanten Gambitidee zu einer immensen Analysearbeit an. Ganze Container an Material wurden angehäuft, Thesen wieder verworfen, nachdem sie in einer Turnierpartie ad absurdum geführt worden waren, neue aufgestellt, mit alten Gedanken verknüpft und durch kuriose Einfälle bereichert. Alles, was einen Namen hatte in der Großmeisterzunft, bastelte an dieser Mode-Variante herum, die anwuchs, sich aufblähte, nie jedoch einen zwingenden Schluß zuließ. Für eine Zeitlang schlief das Interesse an ihr dann ein. Man hatte sich einfach müde analysiert. Der Saft war raus, aber nicht für lange. Anfang der 1990er Jahre brach der alte Zwist erneut auf. Eines läßt sich heute mit Sicherheit sagen: An Komplexität kommt ihr keine andere Theorievariante gleich. Entweder ist man für sie oder gegen sie - Alternativen dazu gibt es nicht. Glaubt man an ihre Authentizität, so hat man hundert Widersacher gegen sich. Wer indes hofft, eine Widerlegung gegen sie gefunden zu haben, wird schon beim nächsten Turnier mit einer neuen "Geheimfortsetzung" konfrontiert. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte sich der ukrainische Meister Einhorn gegen sie zu erwehren. Das Stellungsdiagramm gleicht einem Irrgarten. Verläßlich kann man nur sagen, daß Weiß am Zuge eine Zugfolge fand, die ihm letzten Endes den Sieg bescherte. Also, Wanderer, wer keine Zähne hat, wird sich hier nicht durchbeißen können!



SCHACH-SPHINX/06579: Im Irrgarten der Klaus-Junge-Variante (SB)

Einhorn - Onischuk
Cuxhaven 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ach, wie blind war doch Schwarz in seine eigene Falle getappt. Nach 1...d5-d4 zerstob 2.h5-h6! all seine Träume. Die Dame war unantastbar wegen 2...d4xe3? 3.h6-h7+ und Matt im nächsten Zug. Nicht spielbar war auch 2...g7xh6 2.Sg5xe6! ebensowenig wie 2...g7-g6 3.h6-h7+ Kg8-g7 4.Td1xd4. Einzig mit 2...Le7-f6 konnte Schwarz das Ärgste hinauszögern, nicht aber verhindern: 3.De3-d2! g7xh6 - 3...d4xc3? 4.h6- h7+ Kg8-h8 5.Dd2xd8+! - 4.Sg5-e4 Lf6-g7 5.Th1xh6! f7-f5 6.Dd2-g5 f5xe4 7.Sc3xe4 Kg8-f8 - Schwarz hatte die erste Sturmbö überstanden, an der zweiten ging er jedoch zugrunde - 8.Lf1-d3 - noch stärker wäre 8.Lf1- c4! gewesen - 8...Td8-d5 9.Td1-f1+ Td5-f5 10.Tf1xf5+ e6xf5 11.Th6-d6! f5xe4? - ein letzter Fehler in verlorener Stellung - 12.Td6-d8+ Kf8-f7 13.Ld3xe4 Lg7-h6 - ein Versöhnungsangebot, aber... - 14.Le4-d5+! und Schwarz gab auf, weil er nach 14...Lc8-e6 15.Ld5xe6+ Kf7xe6 16.Dg5xh6+ Ke6-f5 17.Td8xa8 einen ganzen Turm weniger gehabt hätte.


Erstveröffentlichung am 1. Juni 2005

29. Mai 2018


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