Mit seinem vorletzten Platz bei den Dortmunder Schachtagen 1998 konnte der russische Großmeister Alexander Beljawski in der Tat nicht zufrieden sein. Drei Punkte hatte er erzielt aus neun Partien, aber ohne einen einzigen Sieg. Die Flaute der letzten Jahre schien der Russe nicht abschütteln zu können, dabei gehörte er in den 1980er Jahren noch zur Creme der weltbesten Schachspieler. Es ging ihm da wie seinem Landsmann Anatoli Karpow. Beide hatten eines gemeinsam. Mit dem vierten Lebensjahrzehnt schwanden allmählich auch die Geisteskräfte. Dabei war Beljawski von seiner Spielauffassung her ein bedingungsloser Kämpfer. Eine Partie unentschieden geben, bevor sie bis zum letzten Tropfen ausgepreßt war, nie und nimmer. Beim Wort Remis hätte sich seine Stirn gekräuselt. Er mochte es nicht leiden. Ein Löwe war er, wenn er spielte, der mit beiden Pranken zuschlug, aber eben auch ein grauer Löwe, der sich viele Wunden zugezogen hatte und dessen Krallen abgestumpft waren. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus dem Internationalen Turnier in Bukarest 1980 ließ er seine Konkurrenz weit hinter sich zurückfallen und siegte mit drei Punkten Vorsprung. Mit seinem letzten Zug 1.f2-f4! stellte er den bulgarischen Großmeister Spiridonow vor große Probleme. Mit 1...Te5-e2 2.Kg1-f1! war der weiße Angriff nicht aufzuhalten. Seine Wahl 1...Te5xf5? indes brachte ihn vom Regen in die Traufe, Wanderer.
Beljawski - Spiridonow
Bukarest 1980
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Seine Augen sind zwar schwächer geworden, nicht aber sein
Schachverstand, und so konnte Viktor Kortschnoj den letzten Fehlzug
seines jungen Kontrahenten Lepelletier 1...Df6-f4? gekonnt widerlegen:
2.Lb2-e5 Df4-g4 3.Le4-h7+ Kg8-h8 4.Te1-e4 Dg4xf3 - muß sich ins
Unvermeidliche fügen, denn 4...Dg4-h5 5.Te4-h4 oder 4...Lc8-f5
5.Te4xg4 Lf5xc2 6.Lh7xc2 sahen nicht minder finster aus - 5.g2xf3
Kh8xh7 6.Le5-c3 und Schwarz gab auf. Ihm behagte 6...Ld7-f5 7.Dc2-a4
nicht mehr.
Erstveröffentlichung am 15. September 2005
14. September 2018
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