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SCHACH-SPHINX/06714: Kadaver lockt Kojoten an (SB)


Man muß sich schon eine Menge Fehler zuschulden kommen lassen, um seine Stellung so gründlich zu ruinieren, wie es im heutigen Rätsel der Sphinx der russische Großmeister Igor Saitzew mit den weißen Steinen getan hat. Auch soll man sich nicht die Hoffnung machen, daß er im Stellungsdiagramm am Zuge wäre. Vielmehr konnte sein Kontrahent Watzka mit einer sehenswerten Wendung die gesamte Misere der weißen Position auf einen Punkt bündeln. Das Vorhandensein verschiedener Faktoren - Fesselung der weißen Dame durch die gegnerische, Bewegungsunfähigkeit des weißen Königs und Statistendasein der beiden Türme - ermöglichte einen raschen Partiegewinn für den Nachziehenden. Die schwarze Rezeptur war sehr einfach gewesen: Man wähle eine scharfe Variante der Sizilianischen Verteidigung, opfere im 13. Zug die Qualität für eine langandauernde Initiative und würze die Züge mit einer solchen Schärfe, daß der Angriff leicht vonstatten geht, die Abwehr indes höchste Anforderungen an die Erfindungsgabe stellt. Die Fehler sind da, sie müssen nur gemacht werden, so der Sentenzenschmied Tartakower einst. Nun, Wanderer, auch im heutigen Rätsel der Sphinx bewahrheitete sich dies auf tragische Weise für den Weißspieler Saitzew.



SCHACH-SPHINX/06714: Kadaver lockt Kojoten an (SB)

Saitzew - Watzka
Graz 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1...Lb4-c5!! war ein typisch Hübnerscher Zug, der das Stellungsproblem im grundsätzlichen löste. 2.Lc3xa5 scheiterte nun an 2...Lc5xe3, wonach drei weiße Figuren hängen. Die weiße Dame mußte also ziehen, und so konnte Hübner seinen Angriff entscheidend formieren: 2.De3-g3 Da5-b6 3.Sf2-g4 Ld7xg4 4.Dg3xg4 Lc5-e3! - was liegt Hübner an einem Turm - 5.Kc2-b1 Ta8-a6 6.Lc3-e5! - ein guter Zug, auf das schablonenhafte 6...Tf8-a8 folgt nun 7.Tc1xc4 mit der Mattdrohung 8.Tc4-c8+ - 6...Db6-b3! - Hübner bleibt Herr der Lage - 7.Tc1-c3 Tf8- a8!! Wundervoll! Schwarz gab auf, denn nach 8.Tc3xb3 c4xb3 wäre gegen das Matt auf a1 nichts zu erfinden gewesen.


Erstveröffentlichung am 14. Oktober 2005

13. Oktober 2018


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