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SCHACH-SPHINX/06766: Sich selbst ein Bein gestellt (SB)


In einer solchen Stellung wie der im heutigen Rätsel der Sphinx mit Schwarz am Zuge würde selbst ein Laie ohne viel Zaudern und Federlesen 1...Lc6xe4 spielen, denn es heißt ja im Weisheitsbuch der Schachstrategie, daß der Spieler mit der schlechteren Position seine Situation durch Abtausch erleichtern soll. Der amerikanische Großmeister Walter Browne hatte jedoch etwas anderes im Sinn, als er nunmehr 1...Ta8-d8? zog. Die mögliche Aktivierung seines deplazierten Läufers mit 2...La7-b8 mag ihn so in Anspruch genommen haben, daß er für das wirkliche Geschehen auf dem Brett blind wurde. Sein Kontrahent, der englische Großmeister Tony Miles, war zunächst einmal so verblüfft, daß er sich in der Tat auf seinem Stuhl zurechtsetzte und angestrengt in die Stellung hineinsah. Hatte Browne etwa wieder eine seiner teuflischen Fallen vorbereitet? schoß es dem Engländer durch den Kopf. Aber nein! beruhigte er sich schließlich guten Gewissens und lächelte versonnen in sich hinein. Es kommt zwar nicht alle Tage vor, daß Großmeister klassische Mattdrohungen übersehen, aber auch sie haben zuweilen mit dem Schleier der Selbsttäuschung zu kämpfen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06766: Sich selbst ein Bein gestellt (SB)

Miles - Browne
Luzern 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1...Sf3-d2! kontrollierte der armenische Großmeister Rafael Waganjan nicht nur das Feld f1, sondern bereitete auch die entscheidende Hetzjagd auf den weißen König vor: 2.h2-h3 Tf8-f3+ 3.Kg3- g4 Te2-g2+ und Weiß gab, zwei Züge vor dem Matt, auf - 4.Kg4-h4 g7-g5+ 5.Kh4-h5 Tf3xh3#


Erstveröffentlichung am 5. Dezember 2005

4. Dezember 2018


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