Längst hat die Schachtheorie die Partien der alten Meister, Aljechin, Capablanca, Lasker, Steinitz, Reti - ach! die Reihe ließe sich um ein vielfaches fortsetzen -, bis auf die Wurzeln ausanalysiert, hat die darin verborgenen Strategien und Gedanken ans Licht gebracht und darauf aufbauend neue Konzepte entworfen. Große Geheimnisse wird man in ihnen nicht mehr entdecken können. Mit den Fehlern ist es etwas anderes. Die besitzen ein unausrottbares Leben, und noch in Hunderten von Jahren werden Schachspieler die Fehler der Alten wiederholen, wie zum Beispiel im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der niederländische Großmeister Ree ein altes Entlastungskonzept von Emanuel Lasker gegen das Damengambit anwandte, dann jedoch, obwohl die Ausgleichsvariante seit langem bekannt war, eine fehlerhafte Fortsetzung wählte und schließlich in des Teufels sprichwörtliche Küche kam. Für Weiß, der die alten Schriften besser studiert hatte, war es nun ein leichtes, die Partie innerhalb weniger Züge zu gewinnen, Wanderer.
Ftacnik - Ree
Luzern 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Handwerkswissen, nicht Warten auf Göttliches macht den Meister. Für
Stefan Kindermann ist dies kein Geheimnis, sondern buchstäblicher
Alltag, und so gewann er die Partie mit dem nüchternen 1.Sf3-e5! Nach
Abtausch der einzigen realen Verteidigungsfigur ist der schwarze
Monarch verloren: 1...Dc3-c1+ 2.Kg1-h2 Dc1-c7 3.Dd5-d4 f7-f6 4.Se5xg6
h7xg6 5.Te8-e6 und Schwarz gab auf, weil auf 5...Dc7-f7 6.Dd4-d6 mit
der Drohung 7.Te6-e7 entscheidet.
Erstveröffentlichung am 7. Februar 2006
6. Februar 2019
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