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SCHACH-SPHINX/06957: Ein Augenblick verdarb die Stellung (SB)


"Wir sind geneigt, eine Opferpartie grundsätzlich höher einzuschätzen als eine noch so tiefe Positionspartie. Wir stellen den sittlichen Wert unwillkürlich über den wissenschaftlichen. Wir verehren Capablanca, aber unser Herz schlägt höher bei dem Namen Morphy. Wir können eben der zündenden Macht des Opfers nicht widerstehen, denn die Begeisterung für das Opfer liegt in der Natur des Menschen." Diese pathetischen Worte stammen von Rudolf Spielmann, und sie bedürfen eines Zusatzes nicht. Nicht von ungefähr galt er als einer der schärfsten und konsequentesten Angriffsspieler seiner Zeit, für viele ein unnachahmlicher Künstler, ein Mensch mit Charakter, der seine Meinung nicht hinter Fassaden und Zeitgeschmäckern zu verbergen suchte, ein Kämpfer auf dem Brett und mitten im Leben. Im heutigen Rätsel der Sphinx, aus einer Partie aus der Damenmeisterschaft der UdSSR von 1979 entnommen, hatte die Ex-Weltmeisterin Gaprindaschwili mit den schwarzen Steinen eine Stellung herbeigeführt, die Spielmann zu höchsten Freudentönen Anlaß gegeben hätte. Freilich schlug in ihr nicht das Herz, das Spielmanns Blut zum Rauschen brachte, und so verdarb sie die Partie nunmehr mit 1...Df3-f5?? Zehn Züge später mußte sie sich geschlagen geben. Gesetzt, Spielmann hätte diese Stellung vor sich gehabt, Wanderer, wie wäre ihm dann wohl ein Schönheitspreis zuteil geworden?



SCHACH-SPHINX/06957: Ein Augenblick verdarb die Stellung (SB)

Lewitina - Gaprindaschwili
Tiflis 1979

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Majestät machte ihre letzten Atemzüge nach 1.Tb6-h6!! Ta8- a6 - notwendig, denn es drohte 2.Th6xh7+ Kh8xh7 3.De5-h5# - 2.Td4-d6 Ta6xd6 3.De5xd6 g7xh6 - 3...Tf8-e8 4.Sf3-g5! - 4.Dd6-f6#


Erstveröffentlichung am 15. Juni 2006

14. Juni 2019


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