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SCHACH-SPHINX/06969: Das Seemannsgambit (SB)


Das Königliche Spiel wurde von vielen Schriftstellern als ein Mittel zur Dramatisierung in ihre Werke eingebunden. Zuweilen wird dem Schachspiel sogar eine ganze Kurzgeschichte gewidmet, deren Glaubwürdigkeit immer stärker schwindet, je näher man sich dem Genre der Fantasy annähert. Edward John Moreton Plunkett war der achtzehnte Lord der Dunsany. Er besaß jedoch nicht nur einen äußerst langen Namen, sondern auch eine sehr poetische Feder. Der 1878 in London geborene, aus irischem Geschlecht entstammende Lord Dunsany entwickelte eine eigene, sehr versponnene Abart der phantastischen Literatur. In einer seiner oft kleinen Geschichten treffen wir auf drei Seeleute, die schachlich gesehen völlig ungebildet waren, doch mit Hilfe eines magischen Kristalls, darin sie die nächsten Züge sahen, die namhaftesten Großmeister der Kunst besiegten. Wir lesen: "Gleich zu Beginn verloren sie drei Bauern, dann einen Springer, und kurz danach einen Läufer. Dies also war das berühmte Seemannsgambit!" Dessen ungeachtet schlugen sie den Meister und waren später sogar in der Lage, erstklassigen Spielern die Dame vorzugeben. Und weiter ist zu lesen: "Und einmal, als sie alle drei sternhagelvoll waren, spielten sie gegen Englands stärksten Spieler bloß mit der Bauernreihe und gewannen die Partie todsicher!" Zum Glück für die Schachwelt zersprang dabei der Kristall, ansonsten hätten sie "das Königliche Spiel wohl zur Gänze ruiniert", schloß Lord Dunsany seine Erzählung ab. Einen Kristall benötigte der englische Meister Jim Plaskett im heutigen Rätsel der Sphinx indes nicht, um mit den weißen Steinen eine schönheitsgewürdigte Kombination zu finden, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06969: Das Seemannsgambit (SB)

Plaskett - Andersen
London 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der schwedische Großmeister Ulf Andersson erkannte richtig, daß der a3- Bauer nach 1.Sd3-b4! nicht zu nehmen war wegen 1...Ta5xa3 2.Sb4xc6 Kc7- d7? 3.Tc1-d1+ bzw. 2...Kc7-b7 3.Sc6-d8+ Sein holländischer Widerpart van der Wiel opferte daher den c-Bauern mit 1...c6-c5 in der Hoffnung, im Endspiel den weißen Freibauern stoppen zu können. Auch hierin widerlegte ihn Andersson: 2.Tc2xc5+ Ta5xc5 3.Tc1xc5+ Kc7-b7 4.Tc5-c4 Lg7-f8 5.Kg2-f3 Tb6-b5 6.Sb4-c6 Tb5-d5 - es drohte 7.Sc6-d8+ - 7.a3-a4 Td5-d1 8.Sc6-e5 f7-f6 9.Se5-d3 h7-h5 10.Tc4-e4 und der Holländer war überzeugt. Die schwarzen Bauern fallen der Reihe nach.


Erstveröffentlichung am 27. Juni 2006

26. Juni 2019


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