SCHACH-SPHINX/07025: Arabische Fabulierlust (SB)

Die Araber waren ganz besonders eifrig darin, die Wurzeln des Schachspiels bis weit in den eigenen geschichtlich-kulturellen Mutterboden hinein zu verpflanzen. Als Erben des griechischen Altertums dichteten sich einige arabische Autoren ihre Fabeln bunt zusammen. So heißt es beispielsweise, daß Aristoteles täglich mehrere Stunden Schach gespielt habe, und daß gar Hippokrates und Galenus ihre Patienten mit einer Partie Schach von ihren Krankheiten kuriert hätten. Und um der märchenhaften Fabulierlust die Krone aufzusetzen, behaupteten manche, die beiden Söhne Noahs, Yafet und Sem, ja selbst Adam, hätten in Mußestunden mit dem Königlichen Spiel die Langeweile vertrieben. Über den ersten Schöpfungsmenschen wurde sogar berichtet, daß er, um Herr zu werden über die Trauer wegen Abels Tod, zu den Schachsteinen gegriffen und - vermutlich in Ermangelung eines anderen Spielpartners - mit der Menschenmutter Eva gespielt habe. Das heutige Rätsel der Sphinx bewegte sich dann doch mehr auf dem Boden des Diesseits. Schwarz am Zuge mußte ums Remis kämpfen. Einesteils bot sich 1...Dh5-h4? an, was jedoch mit einer genialen Kombination widerlegt worden wäre. Ljubojevic fand freilich den rettenden Ausweg. Nun, Wanderer, was war an 1...Dh5-h4? trügerisch und wie erzwang der Jugoslawe dennoch das Remis?

Csom - Ljubojevic
Nice 1974

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Nachziehende hatte außer acht gelassen, daß er nach 1.Th6xg6! Df7xg6 2.Se4xc5 vis-a-vis mit dem weißen Läufer stand. Rückzug mit 2...Dg6-f7 schied wegen 3.Sc5xa6+ Kc7-b7 4.Df4xd4 Kb7xa6 5.c4-c5+ Ka6- b7 6.c5-c6+ Kb7-c7 7.Dd4-a4 aus. Zu retten war die Partie freilich auch nach 2...Sg7-f5 3.Sc5-e6+ Sd4xe6 4.d5xe6 Td8-h8 5.Ld3xf5 Dg6-g7 6.e6-e7 nicht mehr. Schwarz gab auf, denn der Bauer war wegen 6...Dg7xe7 7.Sf6-d5+ tabu.

Erstveröffentlichung am 22. August 2006

11. September 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang