Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/07051: Kritik mit messerscharfem Akzent (SB)


Siegbert Tarrasch, der Schachmeister mit dem strengen Rohrstock, ließ an den wenigsten Eröffnungen ein gutes Haar übrig. Die Spannweite der von ihm geschätzten Spielsysteme war schmal. Traf sein Tadel auf eine Eröffnungsart, die nicht seine vollste Zustimmung fand, so wählte er seine Kritik mit messerscharfem Akzent. Gegen den Königsbauernzug 1.e2- e4 ließ er nur 1...e7-e5 gelten. Alles andere war entweder minderwertig oder absurd. Sein Urteil beispielsweise über die Französische Verteidigung, die heutzutage anstandslos akzeptiert wird, lautete wie folgt: "Erstens beherrscht Weiß und nicht Schwarz das Zentrum und dann wird - wie immer, wenn e7-e6 vor Entwicklung des Damenläufers geschieht - diese Figur eingesperrt. Diese winzigen Vorteile sind natürlich äußerst schwer zur Geltung zu bringen, aber für ganz vollwertig kann ich den Gegenzug 1...e7-e6 auf 1.e2-e4 nicht halten." Zum heutigen Rätsel der Sphinx hätte Tarrasch sicherlich ein Lächeln parat, denn der Nachziehende behandelte den Franzosen in der Tat nicht stilecht, und warum er mit seinem letzten Zug ausgerechnet 1...Sg8-f6 gespielt hatte, wird wohl ein Geheimnis auf ewig bleiben, oder, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/07051: Kritik mit messerscharfem Akzent (SB)

Kuwaldin - Bertamé
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das "Elektronengewitter" im menschlichen Hirn warf die Antwort sauber und präzise aus den Sehschlitzen heraus. Der Mensch spielte 1.a4xb5! Da5xa1 2.b5-b6! Sb8-d7 3.De5-c7+ Kd8-e8 4.0-0! Da1-a5? - ein Fehler in verlorener Stellung - 5.Tf1-e1+ Lf8-e7 6.Dc7-d6 und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 17. September 2006

7. Oktober 2019


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang