Systeme, die durch entgegengesetzte Rochaden - die lange gegen die kurze - gekennzeichnet sind, verlaufen in aller Regel dramatisch. Beide Seiten müssen mit knappen Zügen und gezielten Manövern ihre Angriffschancen forcieren, sonst kommt der Kontrahent als erster zum Matt. Schwarz wird in solchen Fällen Linien auf dem Damenflügel öffnen, vornehmlich die b- oder c-Linie, während Weiß zumeist auf der Linie des Königsturms sein Gelingen sucht. Zögerlichkeiten sind fatal und werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bestraft. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Vlastimil Hort mit den weißen Steinen seine Rochade zurückgestellt, als sich ihm die Gelegenheit bot, durch Bauernopfer seinen Haupttrumpf auszuspielen. Sein Kontrahent Robert Byrne - nicht verwechseln mit seinem Bruder Donald Byrne, der einst das Opfer des 13jährigen Bobby Fischer wurde - hatte unbedachtermaßen die h-Linie entriegelt. Auch mit seinem letzten Zug 1...Sd7-e5 konnte er das Ende nicht mehr aufhalten, Wanderer.
Hort - R. Byrne
Warna 1962
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ein Unentschieden lag fern aller Wahrscheinlichkeit in dieser
Stellung, so daß der belgische Remiskönig fast gegen seine Gewohnheit
zur Siegeskombination 1.Se4-g5+ Kf7-e8 - 1...Kf7-g8 2.Sg5xh7! Sf6xh7
3.Dh6xh7+ Kg8-f8 4.Dh7xg6 - 2.Dh6xg6+! greifen mußte. Schwarz gab auf,
da er in zwei Zügen mattgesetzt wird.
Erstveröffentlichung am 13. Januar 2007
2. Februar 2020
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