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SCHACH-SPHINX/07310: Nuancen erkennen und ausbauen (SB)


Anatoli Karpow hat einen sehr speziellen Stil, der jedenfalls gut genug war, um ihm den Weltmeistertitel einzubringen. Geradezu berüchtigt ist er dafür, seine Partien mit der Genauigkeit eines Schweizer Uhrenmachers auszutragen. Dabei vermeidet er scharfe Varianten, die zu unüberschaubaren Komplikationen führen können. In der Regel begnügt er sich in der Eröffnungsphase mit geringen Positionsvorteilen, die kaum genug Bestand haben, um ihm ein positionelles Übergewicht zu sichern. Doch darauf legt er es auch gar nicht an. Sein Talent besteht vielmehr darin, unscheinbare Nuancen zu erkennen und diese mit viel Geduld zu Felder- und Bauernschwächen im gegnerischen Lager auszubauen, um dann, im Endspiel, seine Strategie zum Sieg zu wandeln. So war es auch Garcia in Ljubljana ergangen. Nachdem der Russe die Bemühungen des jungen Angriffssspielers bis zur Bedeutungslosigkeit entkräftet hatte, stellte Karpow mit dem Zug 31.Se2-f4! die starken Drohungen 32.Sf4-d5+! als auch 32.Dd1xf3 auf. Garcia hoffte noch, mit 31...Db6-f2 Haus und Hof retten zu können, was ihm jedoch nicht mehr gelang. Nun, Wanderer, mit welchem Keulenschlag krönte Karpow im heutigen Rätsel der Sphinx seine Geduld?



SCHACH-SPHINX/07310: Nuancen erkennen und ausbauen (SB)

Karpow - Garcia
Ljubljana 1975

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Denken hat keinen Geschlechterursprung, wie Tschiburdanidse mit ihrem Zug 31...Dc5-e3!! unter Beweis stellte, der empfindliche weiße Verluste unvermeidlich machte. Gonzales sah, daß er nach 32.Kg2-f1 De3- f3+ 33.De1-f2 Df3-h1+! sofort hätte aufgeben müssen, weshalb er sich hartnäckig mit 32.Te2xc2 De3xe1 33.Tc2-c8 De1-e6 34.Tc8xf8+ Kg8-h7 35.b2-b3 g6-g5 36.Tf8-d8 d6-d5 37.Td8-d6 De6-e2+ 38.Kg2-g1 d5-d4 verteidigte, bis er sich notgedrungen in die Niederlage fügen mußte.


Erstveröffentlichung am 1. Juni 2007

12. November 2020


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