Es kommt gar nicht einmal selten vor, dass ein Spieler am Brett die Partie aufgibt, weil er felsenfest davon überzeugt ist, dass keine Rettung mehr möglich sei. Die Gründe für seine Annahme können vielfältig sein, nur trifft es ihn wie mit einer Keule, wenn er am Ende erfährt, dass für seine Kapitulation kein Anlass bestand. Als Sam Shankland im Turnier zu Wijk aan Zee 2019 seinen König umlegte, war Anish Giri auf der anderen Seite des Brettes mehr als verblüfft. Hatte er sich etwa verhört? Nein, die Worte hallten noch in seinen Ohren nach. Lag ein Irrtum vor? Wie sollte das möglich sein, denn sein Brettgegner war niemand anderes als der damals amtierende US-Champion. Also machte Giri den Amerikaner etwas verlegen darauf aufmerksam, dass es sich bei der Stellung, die er soeben aufgegeben hatte, um eine theoretische Remisposition handelte. Binnen einer Sekunde dämmerte es Shankland mit schamhaftem Erröten, dass dies der demütigendste Moment seines Lebens gewesen war. Im heutigen Rätsel der Sphinx durchfuhr Euwe ein Gefühl der Scham, als er mit 10...Sf6xd5? in einen Fehlzug hineinstolperte, der nicht wiedergutzumachen war, Wanderer.
Réti - Euwe
Rotterdam 1920
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Fesselung 1...Lf8-c5? war nicht so zwingend, wie Miszto geglaubt
hatte, und sein Kontrahent Miszto ließ sich nicht täuschen und fand
mit dem Damenopfer 2.Dd3-h7+!! das Widerlegungsmatt: 2...Kh8xh7
3.Tg3xg7+ Kh7-h8 4.Tg7-g8+ Kh8-h7 5.Tg1-g7+ Kh7-h6 6.Tg7-g6+ Kh6-h7
7.Tg8-g7+ Kh7-h8 8.Tg6-h6#
26. September 2022
veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 177 vom 1. Oktober 2022
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