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BERICHT/053: Symposium "Just Peace Governance" - Forscher diskutierten (idw)


Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung - 22.06.2009

Forscher diskutierten über Gerechtigkeit, Frieden und Regieren auf internationalem Symposium


Namhafte, internationale Fachleute hatte die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) zu ihrem Symposium "Just Peace Governance" nach Frankfurt am Main geladen, für das es gleich zwei Anlässe gab: Das Forschungsinstitut wird in diesem Jahr ein neues Forschungsprogramm unter dem selben Namen aufnehmen und sein Leiter Harald Müller ist vor wenigen Wochen 60 Jahre alt geworden. Über 80 Gäste nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil und diskutierten Zusammenhänge und Brüche zwischen Gerechtigkeit, Frieden und Regieren.

Namhafte, internationale Fachleute hatte die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) zu ihrem Symposium "Just Peace Governance" nach Frankfurt am Main geladen, für das es gleich zwei Anlässe gab: Das Forschungsinstitut wird in diesem Jahr ein neues Forschungsprogramm unter dem selben Namen aufnehmen und sein Leiter Harald Müller ist vor wenigen Wochen 60 Jahre alt geworden. Beides waren triftige Gründe für über 80 Gäste, den 19. und 20. Juni in der HSFK zu verbringen. Unter den renommierten Forschern waren Ernst-Otto Czempiel (erster Leiter der HSFK, Emeritus der Universität Frankfurt), Dieter Senghaas (Emeritus der Universität Bremen), Thomas Risse und Tanja Börzel (beide FU Berlin), Michael Zürn (WZB/Hertie School of Governance Berlin), Tanja Brühl, Nicole Deitelhoff und Rainer Forst (alle drei Universität Frankfurt), Hauke Brunkhorst (Universität Flensburg), Nina Tannenwald (Brown University) und Richard Price (University of British Columbia).

Das Symposium sowie das zukünftige HSFK-Forschungsprogramm beleuchten die Zusammenhänge und Brüche zwischen "Gerechtigkeit", "Frieden" und "Regieren/Governance". Zu dieser Begriffskombination erläuterte Müller: "Sie suggeriert zunächst, dass gute Dinge automatisch miteinander einhergehen. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit, Moral und anderen Normen durchaus auch Zündstoff für Konflikte bieten, ja sogar Kriege verursachen". Wann sie Konflikte verursachen oder verschärfen und wann der Anspruch auf Gerechtigkeit friedensfördernd sein kann, wird anhand vieler Themen, Politikfelder und Weltregionen zu untersuchen sein. Geplant sind im Rahmen des neuen Forschungsprogramms unter anderem Projekte zu Gerechtigkeitsvorstellungen in Abrüstung und Rüstungskontrolle, die Rolle von Kultur und Religion in Konflikten, das Verhältnis von Gerechtigkeit zum Recht, beispielsweise zum Völkerrecht oder zu Menschenrechten. Die Referenten des Symposiums stellten diese ersten Entwürfe auf den Prüfstand und externe Experten gaben Anregungen aus ihrer eigenen Forschung, darunter aus dem Exzellenzcluster "Die Herausbildung normativer Ordnungen" der Frankfurter Universität und aus dem Sonderforschungsbereich "Regieren in Räumen begrenzter Staatlichkeit" der FU Berlin.

Bereits auf dem Symposium trat zutage, dass es viele, teils sehr unterschiedliche Gerechtigkeitsvorstellungen gibt, die durch eine Vielzahl weiterer Begriffe begründet und angereichert werden. So fielen Begriffe wie "Fairness", "Teilhabe", "Moral" oder "Ownership". Verschiedene Governance-Konzepte wurden ebenfalls tiefgehend diskutiert - vom Regieren von Nationalstaaten, supranationalem Regieren oder sogar von "Regierungen, die nicht regieren" war die Rede. Auch in der Wissenschaft wurde die Diskussion besonders lebhaft, als die Rolle von Religionen in Konflikten behandelt wurde. Es stand zur Debatte, ob Religionen Konflikte tatsächlich verursachen oder nur verschärfen, ob sie lediglich eine kleine Rolle darin spielen oder ob Religionen im Gegenteil sogar sehr friedensfördernd wirken durch die Werte, die sie etwa in Geboten vermitteln.

Einigkeit bestand aber zumindest darin, dass alle Seiten des "magischen Dreiecks" aus Gerechtigkeit, Frieden und Regieren weiterhin wissenschaftlicher Untersuchungen bedürfen und dass der Gerechtigkeitsaspekt in den Internationalen Beziehungen bislang zu stark vernachlässigt wurde. Im abschließenden Roundtable unterstrich Walter Jürgen Schmid, deutscher Botschafter in Moskau, "Gerechtigkeitsfragen sind im internationalen Bereich auf keinen Fall zu unterschätzen".

Das Symposium wurde von der Deutschen Stiftung Friedensforschung sowie von den Freunden und Förderern der Goethe-Universität Frankfurt finanziert, an der der Jubilar seit zehn Jahren als Professor für Internationale Beziehungen lehrt. Organisiert wurde die Veranstaltung von sechs aktuellen und ehemaligen Doktoranden Müllers, Una Becker, Claudia Baumgart-Ochse, Nicole Deitelhoff, Niklas Schörnig, Simone Wisotzki und Jonas Wolff.

Mehr über Harald Müller sowie die Konferenz erfahren Sie auf www.hsfk.de.


Die HSFK ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution404


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,
Marlar Kin, 22.06.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2009