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FORSCHUNG/116: Sozialwissenschaften - Verursachter CO2-Ausstoß sinkt im Alter (MPG)


Max-Planck-Gesellschaft - 7. November 2011

SOZIALWISSENSCHAFTEN
Verursachter CO2-Ausstoß sinkt im Alter

Alterung könnte Klimawandel beeinflussen


Die CO2-Emissionen pro US-Amerikaner nehmen bis etwa Mitte 60 mit dem Alter zu, danach wieder ab. Dies ergaben neue Analysen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock. Für die USA bedeutet das: In den nächsten vier Jahrzehnten erhöht die Alterung der Bevölkerung den CO2-Ausstoß zwar insgesamt leicht. Doch langfristig könnte die steigende Lebenserwartung die Emissionen drücken.

Abb. 1: Kurve im Diagramm zeigt, daß die CO2-Emissionen pro US-Amerikaner bis etwa Mitte 60 mit dem Alter zu-, danach wieder abnehmen. - Abbildung: © MPIDR, Emilio Zagheni

Abb. 1: Altersabhängiger Kohlendioxid-Ausstoß, den ein US-Amerikaner
durchschnittlich pro Jahr verursacht (in metrischen Tonnen)."
Abbildung: © MPIDR, Emilio Zagheni

Der Demograf Emilio Zagheni hat erstmals eine Kurve berechnet, die den durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 in Abhängigkeit vom Alter beschreibt (siehe Abb. 1). Die Kurve des Wissenschaftlers, der am Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock forscht, gilt für Bewohner der USA, da deren Daten leicht zugänglich waren. Doch das demografisch-ökonomische Modell, das er für die Berechnung entwickelt hat, ist universell gültig und auch auf andere Staaten anwendbar.

Kohlendioxid-Prognosen, wie etwa die des Weltklimarates IPCC, hängen entscheidend von der künftigen Entwicklung der Bevölkerung ab. Die meisten Vorhersagemodelle berücksichtigen dabei bisher lediglich deren künftige Größe, nicht aber die Alterszusammensetzung. Diese wird sich aber stark verändern, denn die Lebenserwartung steigt rapide. So schätzen die Vereinten Nationen, dass sich der weltweite Anteil der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, von derzeit etwa acht Prozent schon bis 2030 auf 13 Prozent erhöht haben wird. Und der Trend wird anhalten.

Zaghenis Kurve legt nahe, dass Gesellschaften mit einem wachsenden Anteil Älterer tendenziell CO2-Emissionen einsparen werden - zumindest in entwickelten Ländern, in denen der Konsum dem der US-Einwohner ähnelt. Denn die verhalten sich ab 65 klimaschonender: Etwa zum Zeitpunkt des Renteneintritts verursachen sie den höchsten Kohlendioxidausstoß ihres Lebens, durchschnittlich etwa 14,9 metrische Tonnen (MT) pro Jahr und Person. Danach nimmt der Wert beständig ab, bis es mit 80 nur noch 13,1 MT sind (siehe Abb. 1). Für höhere Alter liegen bisher keine Daten vor, die Emissionen dürften aber weiter zurückgehen. Klimaprognosen wird dieser Altersbereich beträchtlich beeinflussen. Denn heute (2010) liegt die Lebenserwartung in den USA bei 78,3 Jahren, für das Jahr 2050 prognostiziert das US Census Bureau aber bereits 83,1 Jahre. In anderen Industriestaaten sind die Aussichten sogar besser.

Um die Pro-Kopf-Emissionskurve auszurechnen, trug Zagheni zunächst zusammen, wie viel Dollar ein durchschnittlicher US-Einwohner in welchem Alter für die neun energie- und darum CO2-intensivsten Produkte und Dienstleistungen ausgibt: etwa Strom, Benzin, oder Flugreisen. Indem er den Verbrauch für jedes dieser Güter mit dem Kohlendioxidausstoß pro Dollar gewichtete, kombinierte er die neun Konsumkurven zu einer einzigen CO2-Kurve.


Publikationsreferenz
Der folgende Text basiert auf dem Originalartikel "The leverage of demographic dynamics on carbon dioxide emissions: does age structure matter?" des MPIDR-Forschers Emilio Zagheni und ist ebenfalls erschienen in der Ausgabe 03/2011 der vierteljährlichen Reihe "Demografische Forschung aus Erster Hand".

Ansprechpartner

Emilio Zagheni
Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock
E-Mail: zagheni@demogr.mpg.de

Silvia Leek
Max-Planck-Institut für demografische Forschung, Rostock
E-Mail: leek@demogr.mpg.de


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Quelle:
MPG - Presseinformation vom 7. November 2011
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2011