GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften - 07.08.2017
Die Wut über Stuttgart 21 ist verraucht - Studie untersucht die Einstellung von 2011 bis 2015
Eine auf Paneldaten fußende Studie konstatiert, dass die allgemeine Wut über das milliardenschwere Infrastrukturprojekt Stuttgart 21 nach der Volksabstimmung im November 2011 weitgehend zum Erliegen kam. Allerdings zeigt sich die heterogene Gruppe der Projektgegner weiterhin unversöhnlich.
Der Begriff "Wutbürger", der erstmals im Zusammenhang mit Stuttgart 21 geprägt wurde und nicht mehr nur die jungen Radikalen, sondern arrivierte deutsche Staatsbürger umfasst, ist längst in der Alltagssprache etabliert. Eine Studie von Johannes N. Blumenberg (GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) untersucht, ob die deutschen Bundesbürger nach wie vor Groll gegen das Infrastrukturprojekt hegen und wie sich ihre diesbezügliche Einstellung zwischen den Jahren 2011 und 2015 verändert hat.
Um die Emotionen zu Stuttgart 21 langfristig nachzuvollziehen, greift der Autor auf ein sogenanntes Panel zurück, in dessen Rahmen ein identischer Kreis von Personen insgesamt 13 Mal befragt worden ist. Dabei betrachtet er nicht alle Personen, die jemals an der Befragung teilgenommen haben, sondern beschränkt die Analyse auf Teilnehmende an allen 13 Befragungen. Damit lassen sich Veränderungen der Emotionen nachvollziehen.
Blumenberg zieht für die Gesamtbevölkerung folgendes Fazit: "Waren die Befragten unserer Studie zu Beginn des Untersuchungszeitraumes noch sehr wütend über Stuttgart 21, so verlor sich diese Wut nach der Volksabstimmung teilweise." Die Gegner des Projektes Stuttgart 21 blieben jedoch weitgehend unversöhnlich. Sie lassen sich nicht als eine homogene Gruppe, beispielsweise als "konservative Bürgerliche" oder als "junge Revoluzzer" begreifen. Statt über den ideologischen Hintergrund sind sie vielmehr durch ihre Involviertheit miteinander verbunden, die in ähnlichen Analysen indes noch kaum Beachtung findet.
Die Studie "Wutbürger für immer - wirklich? Ein Blick auf die Wut über Stuttgart 21, 2011 bis 2015" ist im Informationsdienst Soziale Indikatoren ISI 58 erschienen.
Weitere Artikel in dieser Ausgabe:
• Sozioökonomische Faktoren in Deutschland besonders wichtig für
Kompetenzdisparitäten zwischen Bevölkerung mit und ohne
Zuwanderungshintergrund. Ländervergleich auf Basis der PIAAC-Studie
• Erwerbseinstieg beschleunigt Erstheirat von Frauen auch in den neuen
Bundesländern. Ein Kohorten-Vergleich mit Daten des Nationalen
Bildungspanels
Der von GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften herausgegebene
Informationsdienst Soziale Indikatoren kann in gedruckter Form bestellt
oder als PDF heruntergeladen werden:
https://www.gesis.org/angebot/publikationen/isi/
Als die größte deutsche Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften steht GESIS Forscherinnen und Forschern auf allen Ebenen ihres Projekts mit Expertise und Dienstleistungen beratend zur Seite. Mit dieser Unterstützung lassen sich gesellschaftlich relevante Fragen auf der Basis neuester wissenschaftlicher Methoden, qualitativ hochwertiger Daten und Forschungsinformationen beantworten. GESIS kooperiert mit diversen Partner-Universitäten und ist an wichtigen europäischen und internationalen Projekten beteiligt, wie u.a. dem International Social Survey Programme (ISSP), dem European Social Survey (ESS), der European Value Study (EVS), dem europäischen Archivverbund CESSDA und dem OECD-Projekt Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC). Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft unterhält GESIS institutionelle und projektbezogene Kooperationen zu anderen Instituten der Leibniz-Gemeinschaft.
Weitere Informationen unter:
https://www.gesis.org/angebot/publikationen/isi/
- Homepage des Informationsdienstes Soziale Indikatoren
https://www.gesis.org/home/
- Homepage von GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution479
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften,
Christian Kolle, 07.08.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2017
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang