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FORSCHUNG/028: HoF-Studie - Ausbildung des frühpädagogischen Personals in Deutschland (idw)


Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, HoF Wittenberg - 10.06.2010

HoF-Studie: Ausbildung des frühpädagogischen Personals in Deutschland


Im frühpädagogischen Ausbildungssektor vollziehen sich dynamische Entwicklungen: Reformen in der Fachschulausbildung und Akademisierung unter Beteiligung sämtlicher Hochschultypen von Berufsakademie über FH und PH bis zur Universität. Diese Parallelentwicklungen wecken das Bedürfnis nach stärkerer Vergleichbarkeit. Dem widmet sich die Studie.

In struktureller Hinsicht stehen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche frühpädagogischen Ausbildungen werden aktuell angeboten? Welche internen Strukturen weist die frühpädagogische Ausbildungslandschaft auf? Wie verhalten sich Fachschul- und Hochschulausbildungen zueinander?

Inhaltlich wird zwei Fragen nachgegangen: Inwiefern sind Vergleiche von Qualifikationsrahmen und Curricula geeignet, Aussagen zur Qualität der Studiengänge zu treffen? Welche Konsequenzen legen die Ergebnisse einer solchen Betrachtung nahe?

Im Ergebnis werden alternative Analysen zur Bewertung von Qualität und Wirkungen der frühpädagogischen Ausbildungsangebote vorgeschlagen und begründet.

Die zentralen Ergebnisse sind:

Das wesentlich formale Charakteristikum der aktuellen Prozesse in der frühpädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildung ist die Erzeugung und Verstärkung von Mehrstufigkeit der Qualifikationen: Sie reicht von Fortbildungen für Kindertagespflege über berufliche Erstausbildungen zur Kinderpflegerin bzw. Sozialassistentin und Fachschulen für Sozialpädagogik bis hin zu Hochschulen, wobei sämtliche Einrichtungstypen beteiligt sind.

Die Studienangebote sind zudem differenziert nach Zertifikats-, Bachelor- und Masterprogrammen, grundständigen und berufsbegleitenden Angeboten sowie nach inhaltlichen Schwerpunktsetzungen.

Im engeren Sinne frühpädagogische Studienangebote an Hochschulen gibt es derzeit 67. Frühpädagogisch affine und Kita-Management-Studiengänge hinzugerechnet, ergeben sich 78 Angebote. Daraus werden jährlich ca. 2.200 Absolventinnen und Absolventen hervorgehen. Da die Fachschulen für Sozialpädagogik den weitaus größeren Teil an Fachpersonal ausbilden (16.600 AbsolventInnen jährlich), ist mittel- und ggf. langfristig von einer Teilakademisierung des Berufsfeldes auszugehen.

Wird Verwissenschaftlichung als Bestandteil von Professionalisierung betrachtet, dann ergeben sich daraus - je nach absolviertem Typ der Ausbildungsinstitution - unterschiedliche Professionalitätsgrade oder zumindest -profile. Ein vergleichender Blick in die frühpädagogischen Ausbildungssysteme der europäischen Nachbarschaft ergibt ein frappierendes Bild: Einerseits sind die Unterschiede zwischen den europäischen Staaten durchaus beträchtlich; andererseits integriert die frühpädagogische Ausbildungslandschaft in Deutschland unterdessen die komplette EU-Vielfalt.

Die entscheidenden Qualitätsimpulse für frühpädagogische Bildungs- und Erziehungstätigkeiten werden von den Bachelor-Studiengängen an Hochschulen ausgehen, da deren AbsolventInnen sowohl wissenschaftlich ausgebildet sind als auch zu einem relevanten Teil ihren beruflichen Einsatz in der frühpädagogischen Gruppenarbeit finden werden. Die Fachschulen für Sozialpädagogik werden dadurch, dass sie ihre Ausbildungen weiterentwickeln, begonnene Curriculumsreformen fortsetzen bzw. diese Reformen auf alle Fachschulen ausdehnen, zur Qualitätsentwicklung beitragen (müssen).

Eher indirekte Wirkungen auf die Qualität der unmittelbaren Arbeit mit den Kindern werden von den Hochschulangeboten für Kita-Management (Bachelor) und denen der Master-Stufe ausgehen: über verbesserte Anleitung, Führung und Organisation, also Professionalitätssteigerung des Managements, sowie über intensivierte frühpädagogische Forschung, die mit der künftig erhöhten Anzahl an WissenschaftlerInnen möglich wird.

Es wird sich mittelfristig keine Verdrängungskonkurrenz zwischen Fach- und Hochschulen entwickeln. Dem steht die sich anbahnende Nachfragelücke nach Fachpersonal - insbesondere im U3-Bereich - entgegen. Das zentrale inhaltliche Charakteristikum der aktuellen Entwicklungen ist, dass sich eine produktive Wettbewerblichkeit zwischen den verschiedenen beteiligten Institutionen(typen) herausbildet.

Peer Pasternack / Henning Schulze: Die frühpädagogische Ausbildungslandschaft. Strukturen, Qualifikationsrahmen und Curricula. Gutachten für die Robert-Bosch-Stiftung (HoF-Arbeitsbericht 2-10), Wittenberg 2010, 74 S.

Eine gedruckte Version kann beim Institut für Hochschulforschung bestellt werden:
Telefon: 03491/466-254, Telefax: 03491/466-255
E-Mail: institut@hof.uni-halle.de

Weitere Informationen unter:
http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_2_2010.pdf
http://www.hof.uni-halle.de/aktuelles.htm

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution370


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg, HoF Wittenberg, 10.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2010