Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung - 15.05.2015
Wie das Schlafverhalten die tägliche Leistungsfähigkeit von Schulkindern beeinflusst
Das Forschungsprojekt FLUX belegt erstmals im Alltagskontext, dass die kognitiven Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern mit der Qualität und Dauer ihres Schlafs in der Nacht zuvor zusammenhängen.
Es erscheint allgemein plausibel, dass es einem Kind, das schlecht
geschlafen hat, schwer fällt, sich im Unterricht zu konzentrieren oder
Aufgaben zu bearbeiten. Doch erst jetzt belegen neue Befunde des
Forschungsprojekts FLUX wissenschaftlich, dass "die tägliche kognitive
Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern mit ihrem Schlafverhalten
in der Nacht zuvor zusammenhängt", so Projektleiter Professor Dr. Florian
Schmiedek. Entscheidend sind die Qualität und die Dauer des Schlafs: Den
Untersuchungen zufolge erbrachten die Schulkinder am nächsten Morgen
bessere Leistungen, wenn sie gut geschlafen hatten. Sie zeigen ebenfalls
bessere Leistungen, wenn sie so lange wie für sie persönlich üblich
geschlafen hatten. Negativ wirkte sich weniger oder deutlich mehr Schlaf
als gewöhnlich aus. Die Forschungsarbeiten zeigten zudem, dass das
Schlafverhalten von Nacht zu Nacht variiert und somit jeden Tag dazu
beitragen kann, dass die kognitive Leistungsfähigkeit der Kinder
unterschiedlich ausfällt.
In den zugrunde liegenden Untersuchungsreihen lösten 110 Grundschulkinder im Alter von acht bis elf Jahren vier Wochen lang mehrmals täglich spielerische, eigens entwickelte Denkaufgaben auf speziell programmierten Smartphones, deren Beantwortung Aufschluss über die aktuelle kognitive Leistungsfähigkeit der Kinder gab. Zugleich beantworteten die Schülerinnen und Schüler Fragen zu relevanten Faktoren wie Stimmung, Motivation und eben dem Schlafverhalten. Die Kinder bearbeiteten die Aufgaben und Fragen in der Schule oder zu Hause und damit genau in dem Kontext, wo üblicherweise kognitive Anforderungen an sie gestellt werden - eine erstmals so bei Grundschulkindern angewandte Untersuchungsmethode.
Das vorwiegend psychologisch ausgerichtete Forschungsprojekt FLUX, in dessen Rahmen die aktuellen Ergebnisse erarbeitet wurden, untersucht als eine der ersten Studien systematisch die kognitiven Leistungsschwankungen bei Grundschulkindern. Ziel ist es, das Ausmaß der Schwankungen zu quantifizieren und mehr zu Ursachen und Konsequenzen in Erfahrung zu bringen. Im Fokus steht dabei vor allem das Arbeitsgedächtnis, das für das simultane Speichern und Verarbeiten von Informationen verantwortlich ist. In dieser Funktion ist es zentral für kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit und logisches Denken und damit für das Lernen und die Leistungen in der Schule. "FLUX konnte bedeutsame tagtägliche Schwankungen der kognitiven Fähigkeiten nachweisen und hat als einen möglichen Einflussfaktor nun das Schlafverhalten identifiziert", erläutert Schmiedek. Für ihn unterstreichen die Ergebnisse die Bedeutung von gleichmäßigen Schlafroutinen.
Die aktuellen Befunde des Projektes im Detail:
http://bit.ly/FLUX_Befunde_Schlafverhalten
FLUX ist ein Projekt des Forschungszentrums IDeA (Individual Development
and Adaptive Education of Children at Risk). An dem vom Deutschen Institut
für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) koordinierten Zentrum
erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DIPF, der
Goethe-Universität-Frankfurt und des Sigmund-Freud-Instituts individuelle
Entwicklungsprozesse von Kindern.
Weitere Informationen unter:
http://www.idea-frankfurt.eu/de/forschung/schwerpunkte/individuelle-entwicklung/flux
(mehr zum Forschungsprojekt FLUX)
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution270
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung,
Philip Stirm, 15.05.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2015
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