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SCHULE/511: Sprachliche Bildung für geflüchtete Kinder und Jugendliche (idw)


Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - 19.07.2017

Sprachliche Bildung für geflüchtete Kinder und Jugendliche

Uni Kiel erhält Projektförderung zur Qualifizierung von
Lehramtsstudierenden


Insgesamt 120 angehende Lehrerinnen und Lehrer der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) haben ab kommendem Wintersemester die Chance, sich für den Zweitspracherwerb von Kindern und Jugendlichen geflüchteter Familien zu engagieren. Im Projekt "Sprachliche Bildung - Forschendes Lernen. Qualifizierung von Lehramtsstudierenden für die erfolgreiche Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen" (SprachFoLL) erwerben sie vielfältige Kompetenzen für den Deutsch-als-Zweitsprache-Unterricht und eine sprachbewusste Planung des Fachunterrichts. Dazu gehören auch Kompetenzen für den Umgang mit kultureller Heterogenität. Darüber hinaus sammeln sie Erfahrungen in der Unterrichtspraxis. Ermöglicht wird dies durch eine zweijährige Projektförderung des Stifterverbandes in der Initiative "Integration durch Bildung". Die Kieler Universität ist eine von zehn deutschen Hochschulen, die eine Förderung im Programm des Stifterverbands "Spracherwerb stärken - Lehramtsstudierende gewinnen" erhält. Die Fördersumme beträgt 60.000 Euro.

In Schleswig-Holstein erhalten geflüchtete Kinder und Jugendliche im Rahmen des sogenannten "Mehrstufenmodells" zunächst eine intensive Betreuung in Zentren für Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Diese DaZ-Zentren sind den Schulen angegliedert und ermöglichen in Abhängigkeit vom Leistungsstand auch die frühe Teilnahme dieser Schülerinnen und Schüler am regulären Fachunterricht. Nach ca. anderthalb Jahren wechseln die Kinder und Jugendlichen dann an die Regelschule. Hier erhalten sie noch über maximal sechs Jahre eine begleitende Sprachförderung. "Die Fachlehrkräfte stehen somit vor der Herausforderung, auch Schülerinnen und Schülern mit geringen Deutschkenntnissen fachliches Lernen zu ermöglichen und gleichzeitig die Entwicklung ihrer Sprachkenntnisse weiter zu fördern", erklärt Professorin Inger Petersen, Expertin für Deutsch als Zweitsprache und fachintegrierte Sprachausbildung an der CAU, die Ausgangslage. "Dabei sprechen wir allein in Schleswig-Holstein von rund 18.500 Schülerinnen und Schülern. 6.800 von ihnen befinden sich in der Erstbetreuung der DaZ-Zentren. Sie werden in den kommenden Monaten und Jahren an die Regelschulen wechseln und gezielte Unterstützung im Fachunterricht benötigen", weiß Petersen mit Blick auf die Ende 2016 veröffentlichten Zahlen des Ministeriums für Schule und Berufsbildung Schleswig-Holstein.

Vor diesem Hintergrund haben das Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) und die Professur für Deutsch als Zweitsprache und fachintegrierte Sprachbildung der CAU das gemeinsame Projekt zur Förderung der sprachlichen Bildung von neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern entwickelt. Dieses Projekt baut auf dem seit 2013 erfolgreich angebotenen "Zertifikat Deutsch als Zweitsprache" am ZfL und dessen bereits vorhandenen Schulkooperationen auf. "Mit SpachFoLL verbinden wir zwei zentrale Ziele: Zum einen sollen die teilnehmenden Masterstudentinnen und -studenten zwei Semester lang die Lehrkräfte in Kooperationsschulen bei der Betreuung der DaZ-Schülerinnen und -Schüler unterstützen. Zum anderen werden sie im Rahmen des Qualifizierungsprogramms für den Unterricht mit diesen Kindern und Jugendlichen ausgebildet, und zwar sowohl für den DaZ- als auch den Regelunterricht", fasst Eylem Çetinöz, abgeordnete Lehrkraft am ZfL, zusammen.

Das bedeutet, dass die angehenden Lehrkräfte mindestens drei Stunden pro Woche in eine der ca. 14 Kooperationsschulen hospitieren und die Lehrkräfte im Unterricht aktiv unterstützen. Zuvor und währenddessen nehmen die Studierenden an Seminaren teil, die sie auf ihren Einsatz in der Praxis und die spätere Unterrichtstätigkeit im Bereich sprachlicher Bildung vorbereiten sollen. Dabei spielt die kontinuierliche Reflexion der Praxiserfahrungen und die Verknüpfung von Theorie und Praxis eine besonders wichtige Rolle. "Alle Studierenden sollen innerhalb des zweisemestrigen Programms zusätzlich einen Praxis-Forschungsauftrag bearbeiten", so Melanie Korn vom Arbeitsbereich Workshops und Zertifikate des ZfL. Je zwei mal 60 Lehramtsstudentinnen und -studenten können die Zusatzausbildung durchlaufen. Korn: "Mit Abschluss ihrer Qualifizierung erhalten die Lehramtsstudierenden ein Zertifikat, das ihre erworbenen Kompetenzen und ihr außerordentliches Engagement belegt."

Eine wichtige Rolle in dem Projekt kommt darüber hinaus der (Weiter-)Qualifizierung der involvierten Lehrkräfte an den Schulen zu, die im Rahmen des Projektes passgenaue Fortbildungen erhalten. Diese zum Beispiel zu der Frage, wie die Studentinnen und Studenten in der Praxis am besten begleitet werden können. "Das neue Projekt SprachFoLL zahlt wunderbar auf die Strategie der Kieler Universität zur Lehrkräftebildung ein: Wir wollen und müssen uns in der Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer an den aktuellen Bedürfnissen in den Schulen orientieren. Ich freue mich sehr, dass der erfolgreiche Antrag uns dabei unterstützt, wichtige praxisorientierte Qualifizierungsangebote für unsere Studierenden zu schaffen und vor Ort gemeinsam mit den Schulen Lösungen für geflüchtete Kinder und Jugendliche zu erarbeiten", betont Professorin Ilka Parchmann, Vizepräsidentin der CAU.


Das Projekt:
SprachFoLL (Sprachliche Bildung - Forschendes Lernen. Qualifizierung von Lehramtsstudierenden für die erfolgreiche Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen)
Förderzeitraum: 2 Jahre
Zertifikatsprogramm: 2 mal 2 Semester für je 60 Lehramtsstudierende der CAU
Gefördert durch die Initiative "Integration durch Bildung" des Stifterverbandes

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution235

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Dr. Boris Pawlowski, 19.07.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2017

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