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MELDUNG/020: Projekt "Soziale Informationsverarbeitung und Kultur" startet (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 02.07.2010

Eine Frage der Einschätzung:
VolkswagenStiftung fördert fachübergreifendes RUB-Projekt

Projekt "Soziale Informationsverarbeitung und Kultur" startet


Wie wir andere Personen einschätzen und ihr Verhalten "vorhersagen", ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit und die Basis für den Umgang miteinander. Was genau dabei - manchmal binnen Sekunden - abläuft und was uns ermöglicht, uns angemessen in den anderen hineinzuversetzen, das erforschen Philosophen der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit Experten für Psychologie und Psychiatrie der Uni und der Uniklinik Köln.

Das Projekt "Soziale Informationsverarbeitung und Kultur" unter Federführung von Prof. Dr. Albert Newen (Institut für Philosophie der RUB) fördert die VolkswagenStiftung für drei Jahre mit 825.000 Euro im Programm "Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften".


Von der Einschätzung zur Interaktion

Soziale Information zu verarbeiten, gehört zu den komplexesten kognitiven Leistungen des Menschen, ohne die ein Leben in Gemeinschaft gar nicht möglich wäre. Fachübergreifend gehen die Bochumer und Kölner Forscher der Frage nach, wie es gelingen kann, andere Personen und ihre innere Verfassung angemessen einzuschätzen. Die Antwort darauf führt dann weiter zur Analyse einer sozialen Interaktion: Wie interpretieren wir Handlungen, Verständigungssignale und soziale Rollen, wenn wir tatsächlich und konkret mit anderen in Beziehung treten?


Kulturelle Dimension der Kommunikation

Ein zentrales Thema des Forschungsverbundes ist zudem die kulturelle Dimension: Menschliche Kommunikation ist wesentlich in kulturelle Zusammenhänge eingebettet und wird von ihnen geprägt; zugleich aber formt sie den kulturellen Hintergrund, dem die einzelnen Kommunikationspartner angehören. Die Wissenschaftler erforschen daher nicht nur die Rolle von kognitiven, sondern auch von kulturellen Faktoren für Selbstverstehen, Fremdverstehen und Kommunikation. Bekannt ist, dass manche Merkmale der sozialen Einschätzung universell sind und kulturübergreifend beurteilt werden (z. B. die Wahrnehmung sozialer Hierarchien zwischen Arbeitgeber versus Arbeitnehmer). Dagegen sind andere Merkmale kulturabhängig - etwa die Freundlichkeit und Sympathie der Personen, die miteinander interagieren. Diese Einschätzungen oder Fehleinschätzungen vorsprachlicher Signale unterschiedlicher Kulturen könnten auch eine besondere Rolle bei der interkulturellen Kommunikation spielen.


Ziel: eine neue Theorie

Ziel des Projekts ist, eine neue integrative Theorie sozial-kognitiver Leistungen zu entwickeln, die empirisch belegbar ist. Dabei vernetzen die Forscher fachübergreifend die Philosophie des Geistes (Prof. Albert Newen), die kulturvergleichende Kommunikationspsychologie (Prof. Dr. Gary Bente, Universität Köln) und die sozial-kognitive Neurowissenschaft (Prof. Dr. Dr. Kai Vogeley, Psychiatrie, Uniklinik Köln).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution2


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 02.07.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2010