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VERBAND/177: Kranke Flüchtlinge behandeln - Berufsverband kritisiert inhumane Abschiebepraxis (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 20. Juni 2016

Kranke Flüchtlinge behandeln

BDP kritisiert inhumane Abschiebepraxis


Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) mahnt an, erkrankte Flüchtlinge nicht abzuschieben, sondern zu schützen. "Die Einstufung im Asylpaket II, dass traumatisierte und psychisch Kranke nur noch von Ärzten und nicht mehr von Psychologen ihr Leiden attestiert bekommen dürfen und dass dieses Attest nur zwei Wochen alt sein darf, ist nicht zu akzeptieren", erklärt BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer.

"Mir liegen konkrete Informationen über Abschiebungen vor, die den Schutzbedarf kranker Flüchtlinge ignorieren", berichtet die BDP-Beauftragte für Menschenrechte, die am Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf arbeitet. Beispielsweise über eine ärztlich geduldete Abschiebung aus einer Psychiatrie, die von bewaffneten Beamten durchgeführt wurde.

Der BDP setzt sich für den Schutz traumatisierter Flüchtlinge ein und fordert:

  • Fachliche Einschätzungen von Psychologinnen und Psychologen müssen weiterhin berücksichtigt werden, wenn es um Fragen psychischer Erkrankungen geht.
  • Abschiebungen müssen insbesondere bei psychisch Kranken angekündigt werden.
  • Abschiebungen aus der Psychiatrie müssen unterbleiben. Denn nur in akuten Fällen sind Patienten in Psychiatrien untergebracht und nicht abschiebungsfähig.

Der BDP protestiert gegen eine inhumane Abschiebungspolitik, die auf schwere Erkrankungen keine Rücksicht nimmt, psychologisches Know-how ignoriert und für eine steigende Zahl an Abschiebungen menschliches Leid billigend in Kauf nimmt.

Über den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP):
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) vertritt die beruflichen und politischen Interessen der niedergelassenen, angestellten und beamteten Psychologen und Psychologinnen aus allen Tätigkeitsbereichen. Diese sind unter anderem: Gesundheitspsychologie, Klinische Psychologie, Psychotherapie, Schulpsychologie, Rechtspsychologie, Verkehrspsychologie, Wirtschaftspsychologie, Umweltpsychologie und Politische Psychologie. Der BDP wurde 1946 gegründet und ist Ansprechpartner und Informant für Politik, Medien und Öffentlichkeit. Rund 11.500 Mitglieder sind im BDP organisiert.

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Quelle:
Pressemitteilung 5/2016 vom 20. Juni 2016
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Alenka Tschischka, Pressesprecherin
a.tschischka@bdp-verband.de
Am Köllnischen Park 2, 10179 Berlin
Tel. 030 - 209 166 620
Fax: 030 - 209 166 680
a.tschischka@bdp-verband.de
Internet: www.bdp-verband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2016

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