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MELDUNG/080: Sauerland verlangt für Abrahams Auftritt ein neutrales Kampfgericht (SB)



US-Amerikaner verstoßen erneut gegen die Turnierregeln

Arthur Abraham bestreitet am Samstag seinen zweiten Kampf im Rahmen des Turniers der sechs namhaften Supermittelgewichtler. Gegner des 30 Jahre alten früheren IBF-Weltmeisters im Mittelgewicht ist in der Joe Louis Arena von Detroit der 26jährige Lokalmatador Andre Dirrell. Promoter Wilfried Sauerland hat nach seinem Eintreffen am Ort der Veranstaltung Einspruch gegen den Ringrichter und zwei Punktrichter erhoben, die von Dirrells Promoter Garry Shaw ausgesucht worden waren. "Dirrell wohnt in Michigan. Inakzeptabel, daß ein Punktrichter und der Ringrichter aus Michigan kommen sollen. Das habe ich abgelehnt", sagte Sauerland der "Bild"-Zeitung. Zudem will Sauerland einen aus Mexiko stammenden Punktrichter nicht akzeptieren. Der Mittelamerikaner war bereits bei der Niederlage Dirrels gegen den britischen WBC-Weltmeister Carl Froch im Einsatz und hatte als einziger Dirrel in Führung gesehen. Nach der Intervention Sauerlands steht mit dem Italiener Gino Cavalleri erst ein Punktrichter fest.

Nach der ersten Runde des Turniers führt Abraham mit drei Punkten vor Carl Froch und WBA-Champion Andre Ward aus den USA mit jeweils zwei Punkten das Feld der sechs Teilnehmer an. Dirrel und der Däne Mikkel Kessler haben nach ihren Niederlagen noch keinen Zähler auf dem Konto. Der US-Amerikaner Allan Green, der für seinen Landsmann Jermain Taylor eingesprungen ist, bestreitet seinen ersten Turnierkampf am 24. April gegen Ward. Taylor hatte sich nach der Auftaktniederlage gegen Abraham aus dem Turnier zurückgezogen und legt eine Pause in seiner Karriere ein.

Abrahams Kampf gegen Dirrell sollte ursprünglich im Januar in Palm Springs stattfinden, war aber mangels einer geeigneten Halle zunächst auf Anfang März verlegt und dann auf den 27. März verschoben worden. Auch dieser Termin fiel ins Wasser, da der US-Amerikaner wegen einer Blessur absagte. Der Berliner meldete Zweifel an der Rückenverletzung seines Gegners an: "Es kann schon sein, daß die Verletzung vorgeschoben war, damit der Kampf in seiner Heimatstadt Detroit stattfindet." Trainer Ulli Wegner rät seinem Boxer, unbedingt durch K.o. zu gewinnen, da kein Punktrichter der Welt dieses Ergebnis anders sehen könne.

Diese Skepsis ist durchaus begründet, nachdem Mikkel Kessler, der ebenfalls bei Sauerland unter Vertrag steht, bei seiner Niederlage in Oakland gegen Andre Ward durch den kalifornischen Ringrichter benachteiligt wurde, der die fortgesetzten Kopfstöße des Lokalmatadors nicht monierte. Obgleich die schriftlich fixierten Vereinbarungen des Super-Six-Turniers klare Regeln für die Herkunft des Referees und der Punktrichter vorsehen, fühlen sich die US-Amerikaner offensichtlich nicht daran gebunden. Daher ist voll und ganz zu begrüßen, daß Sauerland diesmal keine Konzessionen mehr macht und sich die Benachteiligung seines Boxers nicht bieten läßt.

Gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Focus" hat Arthur Abraham seinen alten Rivalen Felix Sturm mit einem verbalen Seitenhieb bedacht. Nachdem dieser Abraham vorgeworfen hatte, dessen Beliebtheit beruhe lediglich auf dem "Blutkampf" gegen Edison Miranda, den der Berliner trotz eines doppelten Kieferbruchs überstand und gewann, revanchierte sich Abraham nun mit den Worten: "Seine Popularität ist erst durch die spektakuläre K.o.-Niederlage gegen Javier Castillejo entstanden. Mir ist es lieber, durch einen Sieg bekanntzuwerden."

Zudem kritisierte er den Künstlernamen Felix Sturms, der als Adnan Catic in Leverkusen geboren wurde. "Mir war wichtig, daß man erkennt, wo meine Wurzeln liegen. Man darf seine Heimat niemals vergessen", sagte Abraham. Dieser Vorwurf an die Adresse Sturms ist im Grunde ein Eigentor des Berliners, der eigentlich Awetik Abrahamjan heißt. Boxer kurzerhand umzubenennen, deren Namen hierzulande schwer auszusprechen und zu behalten sind, ist eine Praxis, der sich beide großen deutschen Boxställe bedienen.

Spekulationen über ein nahes Ende seiner Karriere erteilte Abraham eine klare Absage: "Das ist Quatsch. Wenn das Turnier vorbei ist, bin ich 30 Jahre alt. Was soll ich danach machen? Vier, fünf Jahre habe ich noch vor mir", sagte er. Wie er zudem ankündigte, wolle er nach dem Super-Six-Turnier mit seiner Freundin die "Familie Abraham" gründen. Geplant seien drei Söhne und eine Tochter, wobei er ebenso klare Vorstellungen hat, was mögliche sportliche Ambitionen seines künftigen Nachwuchses betrifft. Boxen dürften nur die Söhne: "Ich will auf keinen Fall, daß meine Tochter einen Kampfsport macht. Mädchen mit einer kaputten Nase oder einem blauen Auge möchte ich zu Hause nicht sehen."

24. März 2010