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MELDUNG/401: Tyson Fury fordert prominente Landsleute heraus (SB)



Britischer Jungstar denkt dabei an Chisora oder Harrison

Nach seinem Sieg gegen den Brasilianer Marcelo Luiz Nascimento unterstreicht der britische Schwergewichtler Tyson Fury seine Ambitionen, es umgehend mit namhaften Kontrahenten aus dem Kreis seiner Landsleute aufzunehmen. Fury und Nascimento hatten zuvor jeweils dreizehn Profikämpfe gewonnen, wobei der Brasilianer in der Rangliste der WBA bereits an vierzehnter Stelle geführt wurde. In einem recht unansehnlichen Duell mit viel Geschiebe setzte sich der aufstrebende Brite dank eines Niederschlags in der fünften Runde durch.

Nun fordert der 2,06 m große und rund 118 kg schwere Tyson Fury, dem Trainer Emanuel Steward großes Talent attestiert, den britischen Meister Dereck Chisora heraus. Der hat jedoch vorerst andere Sorgen, tritt er doch am 30. April in Mannheim als krasser Außenseiter gegen Weltmeister Wladimir Klitschko an. Ersatzweise nennt Fury daher auch Audley Harrison, der zuletzt gegen WBA-Champion David Haye eine so blamable Vorstellung bot, daß man ihm um ein Haar wegen Passivität die Kampfbörse aberkannt hätte.

Der 39 Jahre alte frühere Europameister, der an den überzogenen Erwartungen an seine Profikarriere gescheitert ist, will seine Laufbahn dennoch fortsetzen und weist das Ansinnen des erst 22jährigen Tyson Fury zurück. Dieser sei noch zu unerfahren, um es mit ihm aufzunehmen, da er zwar über schnelle Fäuste verfüge, aber zu viele Fehler mache, wie sein Kampf gegen Nascimento gezeigt habe. Eher verhalte es sich wohl so, daß Fury ihm aus dem Weg gehe, da von einem solchen Duell im Interview nach dem Kampf gegen den Brasilianer keine Rede gewesen sei.

Nun darf man also rätseln, ob Tyson Fury hofft, im Duell mit seinem prominenten, aber offenbar desolaten Landsmann einen Karrieresprung zu machen, oder vielmehr Audley Harrison meint, er könne sich des Jungstars noch erwehren und ihn zum Kampf verlocken, eher ihm dieser auch boxerisch über den Kopf gewachsen ist.


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Nikolai Walujew muß erneut unters Messer

Der russische Schwergewichtler Nikolai Walujew hat seinen letzten Kampf im November 2009 bestritten, als er in Nürnberg von dem agilen Briten David Haye als WBA-Weltmeister entthront wurde. Im vergangenen Jahr mußte sich der Riese aus dem Berliner Sauerland-Boxstall Operationen an der Hand und Schulter unterziehen, die ihn lange außer Gefecht setzten. Dessen ungeachtet hatte Walujew versichert, er werde seine Karriere nicht beenden und im Frühjahr 2011 in den Ring zurückkehren.

Nun muß der mittlerweile 37jährige aus St. Petersburg jedoch sein Comeback erneut verschieben, da ein chirurgischer Eingriff an der Nase unumgänglich ist. Promoter Wilfried Sauerland plant einen Auftritt Walujews noch in diesem Jahr, wobei er ihn gern in Abu Dhabi präsentieren würde. Ob der lukrative Exklusivvertrag mit den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Glücksgriff mit Perspektive oder vielmehr eine Rechnung ohne den Wirt war, dürfte nicht zuletzt vom weiteren Verlauf der Erhebungen in den arabischen Ländern abhängen.


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Enzo Maccarinelli wechselt ins Halbschwergewicht

Ungeachtet seiner verheerenden Niederlage gegen Alexander Frenkel im September 2010 wirft der frühere WBO-Weltmeister im Cruisergewicht Enzo Maccarinelli die Flinte nicht ins Korn. Zwar munkelt man schon geraume Zeit, der 30jährige werde seine Karriere wohl beenden, doch hofft der Waliser offenbar auf einen zweiten sportlichen Frühling im Halbschwergewicht. Maccarinelli, der 32 Siege, doch bereits fünf Niederlagen auf dem Konto hat, könnte am 2. April im Vorprogramm des Duells zwischen WBO-Champion Jürgen Brähmer aus dem Hamburger Universum-Boxstall und Nathan Cleverly sein Debüt in der niedrigeren Gewichtsklasse geben.

Wie Enzo Maccarinelli zur Begründung anführt, habe er zwar in den zurückliegenden Jahren etliche Feher gemacht, doch spüre er nach wie vor das Feuer und wolle Boxer bleiben. Es habe in der jüngeren Vergangenheit eine Reihe großartiger walisischer Kämpfer gegeben, doch sei diese Entwicklung nach dem Rücktritt Joe Calzaghes beinahe zum Erliegen gekommen. Inzwischen gebe es jedoch wieder einige gute Leute, die auf dem Weg nach oben seien.

Zu diesen gehört nicht zuletzt Nathan Cleverly, dem die Chance winkt, nach 21 siegreichen Profikämpfen Weltmeister zu werden. Er profitierte von der kurzfristigen Absage des Duells zwischen Jürgen Brähmer und WBA-Champion Beibut Schumenow im Januar, als der Schweriner sich in Kasachstan eine akute Erkrankung zugezogen hatte. In der Londoner Wembley Arena steigt der Waliser als Pflichtherausforderer in den Ring, doch wird es ihm der mit 38 Profikämpfen wesentlich erfahrenere Titelverteidiger sicherlich schwermachen, den Gürtel zu übernehmen.

28. Februar 2011