Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/575: Revanche zwischen Selcuk Aydin und Ionut Dan Ion (SB)



Neuauflage des Duells um den WBC-Silbergürtel im Weltergewicht

Am 19. November kommt es im türkischen Trabzon zur Revanche zwischen Selcuk Aydin und Ionut Dan Ion. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen am 5. Juni 2010 kämpfte der Türke aus dem Arena-Boxstall gegen den in Kanada lebenden Rumänen um den Silbergürtel des WBC im Weltergewicht, dessen Träger das Vorrecht gebühren soll, den regulären Weltmeister herauszufordern. Im Abdi Ipekci Spor Salonu, einer der größten Basketballarenen Istanbuls, kam es zu einem hochklassigen Duell zweier ungeschlagener Boxer. Während Aydin zu diesem Zeitpunkt hinter dem US-Star Floyd Mayweather jun. an Nummer zwei der WBC-Rangliste notiert wurde, führte der Rechtsausleger Ionut Dan Ion die Rangliste im niedrigeren Halbweltergewicht an und stieg eine Klasse auf, um diese Chance zu nutzen.

Die 10.000 begeisterten Zuschauer erlebten eine wahre Ringschlacht, in der die Kontrahenten einander nichts schenkten. Zunächst setzte sich Aydin besser in Szene, der seinen Gegner gleich in der ersten Runde mit einem rechten Haken zu Boden schickte. Der Rumäne erholte sich jedoch wieder und war bald der aktivere Boxer im Ring. Ion schlug wesentlich häufiger, während der Türke die insgesamt klareren Treffer verbuchte. Nach zwölf spannenden Runden trug Selcuk Aydin knapp mit 2:1 Punktrichterstimmen den Sieg davon. Als erster türkischer Boxer, der auf heimischem Boden Champion geworden war, wurde er natürlich von seinen Landsleuten euphorisch gefeiert. Zu den Höhepunkten der Ehrungen zählte ein Empfang bei Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der ihn beglückwünschte.

Vor der Revanche, die wiederum in der Türkei über die Bühne geht, ist Selcuk Aydin in 22 Kämpfen ungeschlagen, während Ionut Dan Ion mit 29 Siegen und einer Niederlage antritt. Die Promoter Ahmet Öner und Chris Ganescu hatten sich einen Tag vor Ablauf der Frist auf die Konditionen geeinigt, so daß es zu keiner Versteigerung des Kampfs kam.

Aydin, der gerade 28 Jahre geworden ist, freut sich eigenen Angaben zufolge über die Gelegenheit, sich noch einmal mit dem Rumänen im Ring zu messen. Obgleich er den ersten Kampf gewonnen habe, sei er mit der eigenen Leistung nicht zufrieden gewesen. Nun biete sich ihm die Gelegenheit, es im zweiten Anlauf besser zu machen und Ion vorzeitig zu besiegen. Er werde durch Knockout gewinnen und sich dann mit den ganz großen Namen im Weltergewicht messen.

Auch Ionut Dan Ion ist froh, daß das World Boxing Council einen Rückkampf angeordnet hat. Er sei es gewohnt, im Ausland anzutreten, und kämpfe auf eine Weise, die bei allen Boxfans gut ankomme. Er werde sich am 19. November in Bestform präsentieren und in der Heimatstadt seines Gegners den Gürtel holen.

Promoter Ahmet Öner geht davon aus, daß Aydin den Rumänen "wegblasen" wird. Natürlich unterschätze man Dan nicht, der im vergangenen Jahr einen sehr guten Kampf geboten habe. Er sei jedoch davon überzeugt, daß Selcuk im Rückkampf alle Zweifel ausräumen werde, wer der bessere Mann ist. Danach werde es hoffentlich endlich zu dem vom WBC angeordneten Titelkampf gegen Victor Ortiz oder Floyd Mayweather jun. kommen, auf den Selcuk schon sehr lange warte. Man werde den Kampf zwischen Ortiz und Mayweather aufmerksam verfolgen und hoffe, daß sich der Sieger nicht vor Selcuk Aydin drückt.


*


Robert Helenius bei der WBA an Nummer drei

Am letzten Wochenende hatte Robert Helenius nach Lamon Brewster und Samuel Peter mit Sergej Liachowitsch auch den dritten Exweltmeister vorzeitig besiegt. Dank dieses Erfolgs rückte der in 16 Profikämpfen ungeschlagene Finne aus dem Sauerland-Boxstall in der Rangliste der WBA deutlich nach vorn. Vor dem Kampf gegen den Weißrussen stand er bereits bei der WBO an zweiter Stelle und bei der IBF an Nummer drei. Bei der WBA machte er nun einen großen Sprung vom neunten auf den dritten Platz, direkt hinter David Haye und Hasim Rahman.

Der von Ulli Wegner trainierte 27 Jahre alte Skandinavier strebt einen Kampf um die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr an. Das ist keineswegs unrealistisch, zumal er in jüngerer Zeit konstant gegen starke Gegner gekämpft und gewonnen hat, wie das ansonsten nur die Klitschkos von sich sagen können. Aufgrund seiner guten Plazierungen bei den genannten Verbänden sind verschiedene Zugänge vorstellbar, wobei in allen drei Fällen Wladimir Klitschko an der Spitze steht. Bevor Helenius in die Nähe des Ukrainers kommt, gilt es aber noch ein bis zwei hochkarätige Rivalen aus dem Feld zu schlagen. Nicht auszuschließen ist, daß die lupenreine Bilanz und der unvorbelastete Namen des Finnen Klitschko durchaus reizen könnten, ihn als Herausforderer ins Auge zu fassen. Der Brite Dereck Chisora hätte, wäre es denn zum Kampf gegen Wladimir Klitschko gekommen, eine nach der Zahl seiner Auftritte kürzere und weniger anspruchsvolle Vorgeschichte mitgebracht als sie Robert Helenius schon jetzt vorzuweisen hat.

5. September 2011