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MELDUNG/669: Floyd Mayweather zu sechsmonatiger Haftstrafe verurteilt (SB)



Juristisches Nachspiel eines tätlichen Angriffs auf Exfreundin

Floyd Mayweather jun. ist von einem Gericht in Las Vegas zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Die letzten 90 Tage wurden zur Bewährung ausgesetzt, die ersten 90 Tage wird er aber im Clark County Detention Center in Las Vegas absitzen müssen. Der 34 Jahre WBC-Weltmeister im Weltergewicht und nach eigener Einschätzung beste Boxer aller Gewichtsklassen hatte sich in einem Fall von Körperverletzung und zwei Fällen von Belästigung schuldig bekannt. Mayweather hatte seine frühere Freundin Josie Harris, die Mutter seiner Kinder, im November letzten Jahres tätlich angegriffen. Weitere Anklagepunkte wie Diebstahl und Nötigung wurden nach einer Übereinkunft der Verteidigung mit der Staatsanwaltschaft fallengelassen. Insgesamt hatten Mayweather mehr als 30 Jahre Gefängnis gedroht.

Neben der Gefängnisstrafe muß Floyd Mayweather eine Geldstrafe von 3000 Dollar entrichten, die für den Multimillionär zu verschmerzen sein dürfte. Zudem erlegte ihm das Gericht auf, 100 Stunden Sozialarbeit zu verrichten und an einem einjährigen Kurs gegen häusliche Gewalt teilzunehmen. Seine Haftstrafe muß er am 6. Januar antreten. Bereits in der kommenden Woche wird er erneut vor Gericht erscheinen, um sich in einem minderschweren Fall von Körperverletzung an einem Sicherheitsmann zu verantworten. Hier droht ihm lediglich eine Geldstrafe.

Den für 5. Mai geplanten Kampf in Las Vegas wird Mayweather allerdings möglicherweise verschieben müssen, denn mit einer Haftentlassung ist vor März nicht zu rechnen. Er hat am genannten Tag das MGM Grand in der Spielerstadt gebucht und damit ein Wettrennen unter seinen möglichen Gegnern in Gang gesetzt. Offenbar galt die Ankündigung in erster Linie dem Philippiner Manny Pacquiao, den er damit indirekt dazu aufforderte, ihr seit Jahren diskutiertes, aber nie realisiertes Duell um den Status des weltbesten Boxers aller Gewichtsklassen am Ende doch noch auszutragen. Allerdings zweifelt man im Lager Pacquiaos an der Ernsthaftigkeit dieser Offerte und hat sich daher auf andere Pläne festgelegt.

Am 17. September war Floyd Mayweather nach 16 Monaten Pause zu einem Kampf gegen Victor Ortiz in den Ring zurückgekehrt. Er traf in Las Vegas auf den zehn Jahre jüngeren WBC-Weltmeister im Weltergewicht, der im April überraschend Andre Berto entthront hatte. Mayweather gewann durch K.o. in der vierten Runde und verbesserte seine makellose Profibilanz auf 42 Siege, während Ortiz bereits bei seiner ersten Titelverteidigung entthront wurde.

Allerdings fand der Ruf Mayweathers, zu den umstrittensten Figuren des Boxsports zu gehören, durch die fragwürdigen Umstände seines Sieges neue Nahrung. Nachdem Ortiz in der vierten Runde seinen Kopf regelwidrig eingesetzt hatte, bestrafte ihn Ringrichter Joe Cortez mit einem Punktabzug. Ortiz entschuldigte sich sofort bei seinem Gegner und ging offenbar davon aus, daß der Kampf noch nicht wieder freigegeben sei. Diesen Augenblick der Unachtsamkeit nutzte Mayweather sofort, dem Weltmeister einen linken Haken zu verpassen. Ortiz nahm die Deckung immer noch nicht hoch und schaute sich hilfesuchend nach dem Ringrichter um, der die Situation jedoch nicht im Blick hatte, da er gerade zum Supervisor hinblickte.

Wäre Mayweather ein fairer Boxer, hätte er sich angesichts dieser Verwirrung zurücknehmen können. Statt dessen setzte er mit einer vollen Rechten nach, die den Titelverteidiger auf die Bretter schickte. Mayweather ließ auch später nicht den geringsten Anflug von Bedauern erkennen, sondern pochte auf die Regeln. Er habe Ortiz getroffen und den Kampf beendet. Sollte sein Gegner eine Revanche wünschen, stehe er dafür zur Verfügung.

Der Olympiadritte von 1996 wurde im Laufe seiner Karriere Weltmeister in fünf verschiedenen Gewichtsklassen und gilt als weltbester Konterboxer, ist aber auch für seine Entgleisungen im Umgang mit anderen Menschen berüchtigt. Mit seinen Auftritten sorgt er derzeit für die größten Umsätze des Boxgeschäfts. Den vom Sender HBO ausgestrahlten Pay-per-View-Kampf gegen Victor Ortiz wollten 1,25 Millionen Kunden sehen. Die Veranstaltung hat insgesamt 78,44 Millionen Dollar eingebracht und damit für das zweiterfolgreichste Ergebnis gesorgt, das jemals außerhalb des Schwergewichts erzielt wurde. Mayweather führt selbst die Rangliste an, da sein Duell mit Oscar de la Hoya 136,85 Millionen Dollar in die Kassen spülte, wie er auch mit seinem Kampf gegen Shane Mosley (78,33 Mio.) den dritten Platz belegt.

23. Dezember 2011