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MELDUNG/706: Rundum erfolgreicher Abend für den Universum-Boxstall (SB)



Ruslan Tschagajew besiegt Kertson Manswell klar nach Punkten

Bei der "Fight Night" der Hamburger Universum Box-Promotion im Elysée Grand Hotel meldete sich auch Ruslan Tschagajew erfolgreich zurück. Der usbekische Schwergewichtler hatte seit seiner Niederlage im Kampf um den regulären Titel der WBA gegen Alexander Powetkin im August 2011 in Erfurt nicht mehr im Ring gestanden. Nun traf der 33jährige Rechtsausleger in einem auf acht Runden angesetzten Kampf auf den zwei Jahre älteren Kertson Manswell aus Trinidad und Tobago, der einstimmig nach Punkten den kürzeren zog (80:71, 79:72, 80:73). Während der frühere WBA-Weltmeister seinen 28. Sieg im 31. Profikampf feiern konnte, dem zwei Niederlagen und ein Unentschieden gegenüberstehen, hat Manswell jetzt 22 gewonnene und vier verlorene Kämpfe auf dem sportlichen Konto.

Tschagajew, der mit 110 kg das höchste Gewicht seiner Karriere auf die Waage gebracht hatte, brauchte einige Zeit, um Fahrt aufzunehmen. Da sein Gegner aber noch weniger unternahm, konnte sich der Usbeke weitgehend ungestört auf das Gefecht einstimmen. Als der Lokalmatador von der fünften Runde an immer häufiger mit seiner linken Schlaghand traf, verlegte sich Manswell vor allem auf den Rückwärtsgang und begnügte sich mit Schlägen zum Körper, mit denen er jedoch keine nennenswerte Wirkung erzielte. Der Usbeke war nun drückend überlegen und brachte seinen Kontrahenten mehrfach in Bedrängnis, ohne ihn jedoch entscheidend zu treffen. Im siebten Durchgang zeichnete sich deutlich ab, daß der Gast aus der Karibik die Lust endgültig verloren hatte. Er versuchte nun Zeit zu schinden, indem er seinen Mundschutz vergaß oder die Handschuhe neu abkleben ließ. Daher setzte Tschagajew in der letzten Runde auf einen Niederschlag und schickte Manswell mit zwei rechten Haken tatsächlich auf die Bretter, doch überstand dieser die verbliebene Minute dank seiner Routine.

Angesichts eines Gegners, der kaum etwas unternahm, um den Kampf zu gewinnen und sich statt dessen routiniert aus der Affäre zog, konnte Ruslan Tschagajew nicht glänzen. Er bot jedoch alles in allem eine konzentrierte Leistung und boxte einen ungefährdeten Sieg heraus.


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Denis Boitsow schaltet Darnell Wilson in der vierten Runde aus

In einem weiteren Schwergewichtskampf des Abends erlebten die Zuschauer dann doch einen vorzeitigen Sieg ihres Favoriten. Der Russe Denis Boitsow blieb auch in seinem 30. Profikampf ungeschlagen und besiegte seinen US-amerikanischen Gegner Darnell Wilson in der vierten Runde. Im September 2011 hatte Wilson mit seinem Sieg gegen Juan Carlos Gomez für eine große Überraschung gesorgt, wofür der Kubaner allerdings eine Verletzung verantwortlich machte. Diesmal traf der 37 Jahre alte Amerikaner auf einen Kontrahenten, der von Beginn an konzentriert zu Werke ging. Boitsow setzte immer wieder den Jab ein, um die Deckung des Gegners aufzubrechen und eine Lücke für seine wuchtige Schlaghand zu schaffen. Wilson mußte des öfteren Treffer am Kopf einstecken, die ihn offensichtlich beeindruckten. Das vorzeitige Ende ereilte den Kontrahenten aus Übersee nach 45 Sekunden des vierten Durchgangs, als er von einer Geraden getroffen zu Boden ging und dort sitzen blieb.

Darnell Wilson attestierte Boitsow nach dieser Niederlage eine gewaltige Schlagwirkung. Er habe noch nie zuvor durch Knockout verloren, doch diesmal der Wucht dieser Schläge nichts entgegensetzen können. Zudem seien sie wie aus dem Nichts gekommen. Denis boxe sehr schnell und hochkonzentriert, so daß er es noch weit bringen werde. Der so gelobte Denis Boitsow zeigte sich erfreut, daß ihm seine Schlaghand, an der er fünfmal operiert worden war, keinerlei Probleme bereitet hatte. Er fühle sich gut und bereit für weitere Kämpfe. Dem schloß sich Universum-Geschäftsführer Waldemar Kluch mit der Ankündigung an, Boitsow werde in naher Zukunft zum ersten Mal einen Kampf über zwölf Runden bestreiten und sicher mit Bravour meistern. Von der Einstellung her stimme bei ihm alles.


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Rachim Tschachkijew neuer WBC-Baltic-Champion

Einen weiteren Sieg für die Akteure des Universum-Boxstall fuhr der Cruisergewichtler Rachim Tschachkijew ein, der erstmals einen Kampf über zehn Runden bestritt. Der Olympiasieger von 2008 ließ seinem russischen Landsmann Alexander Kotlobay keine Chance und besiegte ihn klar nach Punkten. Überdies nahm der in zwölf Kämpfen ungeschlagene Tschachkijew seinem Gegner den Titel des WBC-Baltic-Champions ab, der zwar nicht zu den bedeutendsten Trophäen zählt, aber der erste Gürtel in einer Sammlung ist, dem sicher weitere folgen werden. Für Kotlobay steht die Bilanz nunmehr bei 21 Siegen, drei Niederlagen sowie einem Unentschieden.

Tschachkijew hielt sich nicht damit auf, lange Maß zu nehmen, sondern ging sofort in die Offensive. Als sich Kotlobay allmählich zu fangen schien, mußte er kurz vor Ende der ersten Runde in der Ecke schwere Treffer einstecken. Dieses Bild setzte sich im zweiten Durchgang fort, als es zuletzt wieder eng für ihn wurde. In der dritten Runde zwang ihn ein Körpertreffer zu Boden, so daß er nur mühsam wieder auf die Beine kam und vom Gong gerettet werden mußte. Der folgende Durchgang sah Kotlobay im Rückwärtsgang, während Tschachkijew ihn vor sich her trieb und dabei nicht zu verkrampfen versuchte. Dann folgte wieder eine Runde mit starkem Druck und schweren Treffern, und so wechselten Verschnaufpausen für den Russen mit Phasen, in denen er hart am Rande eines Niederschlags stand. Zuletzt fehlte Tschachkijew wohl auch die Kondition, so daß sein Gegner den Schlußgong erlebte.

Trainer Michael Timm hob anerkennend hervor, daß sein Schützling sowohl über zehn Runden gegangen sei als auch seinen ersten internationalen Profititel gewonnen habe. Das sei wichtig auf dem Weg nach oben. Auch wenn er einige Aktionen gesehen habe, die ihm nicht gefielen, freue ihn, daß Tschachkijew nicht nachgelassen und die Aufgabe insgesamt gut gelöst habe.

30. Januar 2012