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MELDUNG/749: Kein US-Visum für den Briten Martin Murray (SB)



Absurder Gipfel restriktiver Einreisekontrollen

Der mitunter pathologisch anmutende Zwang restriktiver US-amerikanischer Kontrollen des Reiseverkehrs ist auch dem Briten Martin Murray zum Verhängnis geworden. Eine akute Bedrohung wäre er im Falle seiner Einreise in die Vereinigten Staaten allenfalls für Julio Cesar Chavez jun. geworden, dem er am 16. Juni in El Paso den Gürtel des WBC-Weltmeisters im Mittelgewicht abjagen wollte. Nun muß sich der erfolgreiche Sohn der gleichnamigen mexikanischen Boxlegende einen neuen Gegner suchen, da die US-Behörden eine Vorstrafe Murrays ausfindig gemacht und ihm ein Visum verweigert haben.

Was diesen Fall besonders absurd macht ist der Umstand, daß Martin Murray geradezu als Musterbeispiel erfolgreicher Resozialisierung gelten darf. Der heute 29jährige hat in seiner Jugend eine Haftstrafe verbüßt, sich seither aber nichts mehr zuschulden kommen lassen. Er hat seine Lebensführung in den letzten Jahren total umgekrempelt, ist inzwischen Familienvater und ausgebildeter Sozialarbeiter. Wie er berichtet, arbeite er viel mit Jugendlichen und bemühe sich, sie von der schiefen Bahn abzuhalten. Er appelliere an die Jugend, nicht dieselben Fehler zu machen wie er. Unter diesen Umständen sei es besonders bitter, am Kampf gegen Chavez gehindert zu werden.

Nun bemühen sich Manager Neil Marsh und Promoter Ricky Hatton darum, daß Murray wenigstens in Zukunft ein Visum für die USA bekommt. Das sei natürlich ein schwerer Schlag für Martin und sein Team, so Hatton. Jeder bei Hatton Promotions werde daran arbeiten, ihm einen weiteren Titelkampf zu verschaffen.


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Firat Arslan fordert Alexander Alexejew heraus

Der frühere Weltmeister Firat Arslan fordert den amtierenden Europameister im Cruisergewicht, Alexander Alexejew, heraus. Das Duell soll am 11. Mai in Arslans Heimatstadt Göppingen über die Bühne gehen, was dem Schwaben einen gewissen Heimvorteil beschert. Wolle man gut zusammenarbeiten, müsse man auch bereit sein, Kompromisse einzugehen, erklärte Alexejews Promoter Erol Ceylan dazu. Natürlich sei damit ein Risiko verbunden, doch gehe er davon aus, daß man den Gürtel aus Göppingen zurück nach Hamburg bringen werde. Schließlich habe Alexander sein Können zuletzt gegen Enad Licina unübersehbar unter Beweis gestellt. Alexejew hat 23 Kämpfe gewonnen und zwei verloren. Er steigt für die in der Hansestadt ansässige EC Boxpromotion in den Ring.

Firat Arslan, der im Laufe seiner Karriere 32 Siege, fünf Niederlagen und ein Unentschieden gesammelt hat, steht bei der Hamburger Universum Box-Promotion unter Vertrag, zu der er nach längerer Unterbrechung zurückgekehrt ist. Er hatte sich zuletzt mit technischem K.o. gegen Orlando Antonio Farias durchgesetzt. Nun bekommt der Schwabe bereits im zweiten Kampf seit seiner Rückkehr die erste Titelchance. Er zeigte sich glücklich, daß die Verhandlungen abgeschlossen sind, und freut sich sehr darauf, früher als erwartet wieder in seiner Heimat in den Ring zu steigen. Dank der Unterstützung seiner Fans werde er sich den Gürtel sichern.

Universum-Berater Peter Hanraths spricht von einem Duell, wie es die Zuschauer sehen wollten. Dieser Kampf sei doch viel spannender als eine Titelverteidigung gegen einen unbekannten Amerikaner oder Russen. Er habe bereits weitere attraktive Optionen im Auge, die man bald realisieren wolle. Geschäftsführer Waldemar Kluch ist der Auffassung, daß Firat Arslan erfahren genug sei, um nicht unzählige Aufbaukämpfe bestreiten zu müssen. Er sei davon überzeugt, daß die Zuschauer einen phantastischen Kampf geboten bekämen.


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Dustin Dirks trifft auf Thomas Ulrich

Im Rahmenprogramm des nächsten Auftritts Arthur Abrahams am 31. März in Kiel kommt es zu einem reizvollen Duell im Halbschwergewicht zwischen Dustin Dirks und Thomas Ulrich. Mit einer makellosen Bilanz von 23 Siegen aus 23 Profikämpfen gilt der 22jährige Dirks als junger Boxer mit Zukunft, der Schritt für Schritt an anspruchsvolle Aufgaben herangeführt werden soll. Hingegen kann man den 36 Jahre alten früheren Europameister Thomas Ulrich einen Veteranen nennen, hat er doch in seiner wechselvollen Laufbahn bereits 38 Kämpfe bestritten und davon 32 gewonnen. Im April letzten Jahres bezog er eine überraschende Niederlage gegen den Litauer Sergej Rozvadovskij.

Eine weitere Niederlage kann sich Ulrich, der drei seiner letzten vier Kämpfe vorzeitig verloren hat, im Grunde nicht leisten. "Thomas weiß, daß er mit dem Rücken zur Wand steht", sagte sein Trainer Ali Yildirim. Dustin Dirks sei ein guter Gegner, wie schon seine Bilanz zeige. Thomas sei jedoch nach wie vor ein Naturtalent, dem eben nur die Stabilität fehle. Aus diesem Grund habe man im Vorfeld des Kampfes viele Gespräche geführt: "Wenn er einfach boxt und der Kopf mitspielt, kann er mit jedem Boxer auf der Welt mithalten."

Obgleich beide aus Berlin stammen und beim selben Team unter Vertrag stehen, geht es Dustin Dirks eigenen Angaben zufolge nicht ums Prestige. Er habe noch nie gegen einen so bekannten Boxer gekämpft wie Thomas Ulrich. Manche Leute sagten über seinen kommenden Gegner, er habe seinen Zenit überschritten. Dennoch halte er es für ratsam, auf alles gefaßt zu sein, da dieser Kampf für beide Boxer eine Standortbestimmung sei.

22. März 2012