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MELDUNG/1014: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! (SB)




Mayweather kündigt überraschend Kampf gegen Alexander an

Floyd Mayweather jun. stieg im vergangenen Jahr mit nur zwei Auftritten im Ring zum weltweit bestverdienenden Profisportler auf. Der 35 Jahre alte WBC-Weltmeister im Weltergewicht und WBA-Champion im Superweltergewicht verdiente umgerechnet rund 65 Millionen Euro, was ihn zwangsläufig in finanzieller Hinsicht zum absoluten Magneten für die versammelte Konkurrenz macht. Wem die Gunst zuteil wird, gegen ihn antreten zu dürfen, kann mit einer stattlichen Börse rechnen, wie sie anderswo kaum zu erwirtschaften ist. Der 35jährige Superstar nimmt aber auch in sportlicher Hinsicht eine Ausnahmestellung ein, ist er doch in 43 Kämpfen ungeschlagen und gilt als weltbester Boxer aller Gewichtsklassen.

Nachdem bereits seit geraumer Zeit ankündigt war, daß Floyd Mayweather seinen nächsten Auftritt am 4. Mai im MGM von Las Vegas geben würde, schien alles darauf hinzudeuten, daß er sich mit Robert Guerrero messen würde. Da der Kampf einen Tag vor dem Feiertag Cinco de Mayo ausgetragen wird, schien Guerrero, der mexikanischer Abstammung ist, der ideale Gegenpart zu sein, um das hispanische Publikum massenhaft anzuziehen und den kommerziellen Erfolg im Bezahlfernsehen zu garantieren. Auch in sportlicher Hinsicht wäre dies ein außerordentlich reizvolles Duell, ist der 29jährige doch Interimsweltmeister des WBC und damit Pflichtherausforderer Floyd Mayweathers. Robert Guerrero, für den 31 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden zu Buche stehen, hat seinen Gürtel zuletzt erfolgreich gegen Andre Berto verteidigt. Dabei beeindruckte er mit einer enormen Schlagfrequenz, die in der Auseinandersetzung mit Mayweathers meisterhaftem Konterboxen eine hochklassige Vorstellung verspräche.

Nun hat Floyd Mayweather jedoch mit einer Twitter-Botschaft für eine veritable Überraschung gesorgt. Wie er mitteilte, seien die Verhandlungen für seinen Auftritt in Las Vegas so gut wie abgeschlossen. Favorit sei der IBF-Weltmeister Devon Alexander, und so werde es zu einem Vereinigungskampf zweier Titelträger im Weltergewicht kommen. Da man vorerst davon ausgehen muß, daß Mayweathers Nachricht auf seinem offiziellen Account aussagekräftiger als jegliche Spekulation in der Presse ist, schwenkt der Fokus des Interesses von Guerrero zu Alexander.

Der 25jährige US-Amerikaner war bereits vereinigter Champion im Halbweltergewicht, als er im Oktober 2012 Randall Bailey besiegte und damit auch im Weltergewicht einen Titel gewann. Alexander, der 24 Kämpfe gewonnen und einen verloren hat, ähnelt in seiner Kampfesweise Floyd Mayweather, da auch er vorzugsweise aus der Defensive agiert und Konterchancen sucht. Diese Übereinstimmung könnte allerdings dazu führen, daß die Kontrahenten einander fortgesetzt belauern und ein wenig ansehnliches Duell daraus resultiert. Andererseits hat man Mayweather zur Überraschung seines konsternierten Gegners und der erstaunten Zuschauerschaft aber auch schon bemerkenswert offensiv erlebt, da er ein zu guter Boxer ist, um sich in einer eindimensionalen taktischen Schiene festzufahren.

Zweifel ruft der Zeitpunkt der Ankündigung wach, da Devon Alexander erst vor wenigen Tagen seine Pflichtverteidigung gegen Kell Brook wegen einer angeblichen Verletzung abgesagt hat. Man habe die Nachricht von Golden Boy Promotions erhalten, daß der US-Amerikaner den für 23. Februar geplanten Kampf wegen einer Bizepsverletzung nicht austragen könne, teilte Brooks Promoter Eddie Hearn mit. Alexander hatte sich dem Vernehmen nach kurz zuvor beim Schlagtraining am Sandsack verletzt, worauf ihm ärztlicherseits eine dreiwöchige Zwangspause verordnet worden sein soll. Man werde das neue Datum so bald wie möglich bekanntgeben, hieß es im Lager des Briten, wo man noch nichts von dem überraschenden Sinneswandel Floyd Mayweathers wußte.

Leidtragender ist nach Lage der Dinge der in 29 Kämpfen ungeschlagene britische Pflichtherausforderer, der sich geweigert hatte, in Alexanders Heimatstadt St. Louis anzutreten. Deshalb wurde schließlich mit Los Angeles ein vergleichsweise neutraler Ort gewählt, an dem allerdings Alexanders Promoter Golden Boy ansässig ist. An und für sich ist Brooks ein Boxer, dessen Auftritte nie langweilig sind. Seine Kämpfe pflegen turbulent zu verlaufen, zumal er nicht über die allerbeste Deckung verfügt und recht häufig getroffen wird, während er angriffslustig seine Schläge austeilt.

Natürlich ist nicht auszuschließen, daß sich Devon Alexander tatsächlich eine Verletzung zugezogen und daraufhin seine Optionen neu sortiert hat. Wenn Mayweather jedoch mitteilt, die Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluß und alles deute auf einen Kampf gegen Alexander hin, muß dieser schon seit geraumer Zeit von dieser Möglichkeit gewußt haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, heißt ein altbekanntes Sprichwort.

7. Februar 2013