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MELDUNG/1032: Was führt Don King diesmal im Schilde? (SB)




US-Promoter ersteigert Kampf zwischen Huck und Afolabi

Don King hat wieder einmal das getan, was er noch immer am besten kann: Zumindest für eine kurze Frist fragt sich die Medienwelt irritiert, amüsiert oder erbost, was er wohl diesmal im Schilde führen mag. Bei der Versteigerung des Kampfs zwischen Marco Huck und Ola Afolabi in Miami sicherte sich der US-Promoter überraschend die Austragungsrechte. Mit einem Gebot von 1,5 Millionen Dollar (umgerechnet 1,14 Millionen Euro) lag er weit über Sauerland Event (914.000 Dollar) und der Klitschko-Promotion K2 (375.000 Dollar), die das Nachsehen hatten.

Will man verstehen, wie dieses eigentümliche Resultat zustande kommen konnte, hilft ein Blick auf das übliche Verfahren bei der Vergabe von Titelkämpfen. Der jeweilige Verband fordert die Lager der beiden Boxer zunächst auf, sich innerhalb einer bestimmten Frist zu einigen. Wird keine Übereinkunft erzielt, kommt es zur Versteigerung. In aller Regel geben nur die beiden betroffenen Parteien Gebote ab, doch kann sich wie im aktuellen Fall auch jede andere interessierte Person beteiligen. Die Gebote werden einmalig und verdeckt eingereicht, nachträgliche Korrekturen wie bei einer offenen Versteigerung sind nicht möglich. Daraus resultieren die mitunter extrem voneinander abweichenden Beträge. Den Zuschlag bekommt der Meistbietende, der die von ihm genannte Summe als Börse an die beiden Boxer ausschütten muß. Da er die Veranstaltungsrechte erworben hat, wird er versuchen, seine Investition vor allem über die Vermarktung im Fernsehen und den Verkauf der Eintrittskarten so zu refinanzieren, daß er einen Gewinn erwirtschaftet.

Da sei ihm eine schöne Überraschung gelungen, kommentierte der mittlerweile 81jährige Don King seinen Coup. Noch nie habe ein amerikanischer Promoter so viel Geld in die Hand genommen, um einen Titelkampf mit einem deutschen Cruisergewichtsweltmeister zu veranstalten, wunderte sich Chris Meyer, der Geschäftsführer von Sauerland Event. Das habe ihn schon überrascht, zeigte sich auch Bernd Bönte erstaunt, Manager der Schwergewichtschampions Vitali und Wladimir Klitschko.

Die 1,5 Millionen Dollar werden folgendermaßen verteilt: Marco Huck bekommt als amtierender WBO-Weltmeister 80 Prozent der Gesamtbörse, also 919.200 Euro. Davon muß er Promoter Sauerland (geschätzte 30 Prozent) und Trainer Ulli Wegner (üblich sind bis zu 10 Prozent) bezahlen. Für den Herausforderer Ola Afolabi und sein K2-Team um Tom Loeffler und Trainer Fritz Sdunek bleiben rund 230.000 Euro.

Das beträchtliche finanzielle Engagement Don Kings überrascht auch deshalb, weil es um den Promoter in den letzten Jahren ruhig geworden war. Zuletzt hatte er gleich mehrere Kämpfe ersteigert, die er jedoch in der Folge nie austrug. Natürlich rätselt man nun, auf welche Weise er die vergleichsweise hohe Summe refinanzieren will. Dem Vernehmen nach plant der US-Promoter, den Kampf voraussichtlich am 25. Mai in Berlin oder Halle/Westfalen vor großer Kulisse auszutragen. Auch der 27. April sei ein mögliches Datum. Nicht ganz auszuschließen ist aber auch eine Veranstaltung in Moskau, da King zudem den Titelkampf der WBA zwischen Guillermo Jones aus Panama und dem russischen Herausforderer Denis Lebedew ersteigert hat.

Theoretisch möglich ist ferner, daß King den Kampf lediglich weiterverkaufen will, wofür er allerdings entweder einen ausgesprochen finanzstarken Interessenten bräuchte, der sich mehr für sein eigenes Prestige als die wirtschaftlichen Gesichtspunkte interessiert, oder Sauerland im Blick hat, der den Kampf dringend braucht, um seinem Fernsehpartner ARD die vertraglich zugesicherten Titelkämpfe anbieten zu können. Marco Huck ist wie alle Akteure Sauerlands normalerweise bei der ARD zu sehen. King steht es aber frei, die Rechte an Konkurrenten wie Sat.1, RTL und Sky zu verkaufen. Möglicherweise wollte er den deutschen Markt auch nur ausloten, um am Ende bei Zahlung einer Strafe von rund 150.000 Dollar auf das Veranstaltungsrecht zu verzichten.

So hat Don King jedenfalls für blühende Spekulationen gesorgt, deren aufschlußreicher Nebeneffekt immerhin sein kann, die eine oder andere Verfahrensweise im Boxgeschäft zu beleuchten. Was die sportliche Seite betrifft, handelt es sich bei der bevorstehenden Titelverteidigung bereits um das dritte Duell der beiden Cruisergewichtler. Huck hatte sich im Dezember 2009 knapp nach Punkten durchgesetzt, worauf es bei ihrer zweiten Begegnung im Mai 2012 nur noch zu einem schmeichelhaften Unentschieden reichte. Zuletzt hatte der 28jährige Champion seinen Titel im vergangenen November durch einen Punktsieg über Firat Arslan erfolgreich verteidigt.

28. Februar 2013