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MELDUNG/1081: Audley Harrison zieht endgültig einen Schlußstrich (SB)




Desaströse Niederlage gegen Deontay Wilder war der letzte Akt

Der ehemalige Schwergewichtseuropameister Audley Harrison hat nach einer weiteren desaströsen Niederlage seinen Rücktritt vom aktiven Boxsport erklärt. Wie der 41 Jahre alte Brite mitteilte, sei es ihm gelungen, sein Leben umzukrempeln. Hingegen bleibe sein Traum, ein legitimer Weltmeister zu werden, leider unerfüllt. Scheitere man zu oft, wäre es töricht, keinen Schlußstrich zu ziehen. Nachdem er in seinem Leben oftmals nach Niederlagen zurückgekommen sei, habe er angenommen, körperlich und mental in guter Verfassung zu sein und diese jungen Wilden durchschauen zu können. Nun sei seine letzte Chance, dies unter Beweis zu stellen, ungenutzt verstrichen.

Harrison unterlag in Sheffield dem ungeschlagenen 27jährigen US-Amerikaner Deontay Wilder durch technischen K.o. in der ersten Runde. Nachdem die Kontrahenten einander zum Auftakt vorsichtig abgetastet hatten, ging Wilder zum Angriff über und trieb den Briten in die Seile. Von einer Rechten getroffen war Harrison angeschlagen, worauf der US-Amerikaner sofort nachsetzte und ihn mit einer ungestümen Serie von Schlägen bearbeitete, die meistenteils auf der Deckung landeten. Der Brite ging schließlich auf die Knie und wurde vom Ringrichter angezählt, doch ließ er sich beim unsicheren Aufstehen zu viel Zeit und wurde aus dem Kampf genommen. Wenngleich er lautstark gegen den Abbruch protestierte, wäre das Ende nur mehr eine Frage der Zeit gewesen. [1]

Deontay Wilder, der damit 28 Profikämpfe gewonnen hat, aber bis dahin nur mit einem Gegner aus den Top 100 zusammengetroffen war, bestand die bislang anspruchsvollste Bewährungsprobe seiner Karriere mit Bravour. Wie er im Interview mit Boxnation berichtete, bereite er sich trotz seiner frühen Siege stets auf die volle Distanz vor. Er habe seinen Gegner mental bezwungen, bevor er in den Ring gestiegen sei, und einen weiteren Schritt getan. Audley Harrison, für den zum Abschluß seiner sportlichen Laufbahn 31 gewonnenen Auftritten sieben Niederlagen gegenüberstehen, beklagte sich darüber, daß Wilder unfairerweise weitergeschlagen habe, als er auf die Knie gegangen sei. Er habe dem Referee vergeblich signalisiert, daß der Kampf aus seiner Sicht noch weitergehen könne.

Der in London geborene Audley Hugh Harrison begann 1991 im Alter von 19 Jahren zu boxen. Als Amateur bestritt er 54 Kämpfe, von denen er 46 gewann. Sein größter Erfolg gelang ihm bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, wo er die Goldmedaille im Superschwergewicht gewann. Zu Beginn seiner Profikarriere winkte dem Olympiasieger eine glänzende Perspektive, zumal ihn ein lukrativer Vertrag mit der BBC zum wohlhabenden Mann machte. Aufgrund seines Phlegmas und fraglicher Nehmerqualitäten machte er sich jedoch viele Feinde in den britischen Medien, die ihn anfangs in den Himmel gehoben hatten. Hinzu kamen mehrere Verletzungen, die den Fortgang seiner Laufbahn hemmten.

Nach anfänglichen Siegen bezog der 1,97 m große Harrison im Dezember 2005 seine erste Niederlage als Profi gegen Danny Williams, der eine weitere im nächsten Kampf gegen Dominick Guinn folgte. Zwar konnte er sich an Williams erfolgreich revanchieren, doch unterlag er 2007 seinem Landsmann Michael Sprott im Kampf um die Europameisterschaft. Nach dem Gewinn des Prizefigher-Turniers 2009 sicherte er sich beim Rückkampf gegen Sprott am 9. April 2010 in London doch noch diesen Titel.

Im folgenden Jahr bekam der Rechtsausleger gegen David Haye endlich die langersehnte Gelegenheit, einen Weltmeister herauszufordern. Harrison gab jedoch eine blamable Vorstellung und brachte bis zum frühen Ende in der dritten Runde nur einen einzigen Schlag ins Ziel. Daraufhin legte er eine Pause von eineinhalb Jahren ein und gewann 2012 einen Aufbaukampf gegen Ali Adams. Dies verschaffte ihm die Chance, sich im Oktober 2012 mit seinem aufstrebenden Landsmann David Price zu messen, dem er bereits in der ersten Runde unterlag. Obgleich ihm alle Welt den Rücktritt nahelegte, meldete er sich vier Monate später mit einem erneuten Sieg beim Prizefighter-Turnier zurück. Euphorisch schöpfte er wiederum neue Hoffnung, doch holte ihn Deontey Wilder schließlich in nur 70 Sekunden auf den Boden der Tatsachen zurück.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/wilder-stoppt-harrison-in-nur-70-sekunden-26193

3. Mai 2013