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MELDUNG/1090: Jetzt darf Powetkin natürlich nicht stolpern (SB)




Intermezzo mit Wawrzyk - Zahltag mit Klitschko

Ende April nahm die Versteigerung der Rechte am Schwergewichtskampf zwischen dem Superchampion Wladimir Klitschko und dem regulären Weltmeister Alexander Powetkin am Verbandssitz der WBA in Panama einen spektakulären Verlauf. Weder die Klitschko Management Group mit ihrem Gebot von 7,13 Millionen US-Dollar, noch Sauerland Event mit 6,01 Millionen machte das Rennen, sondern der russische Promoter Vlad Hrunow, der auch Powetkins Manager ist. Im Auftrag eines reichen Bauunternehmers sicherte er sich mit sagenhaften 23,23 Millionen Dollar die Rechte, so daß beiden Boxern die größte Börse ihrer Laufbahn winkt. Nach Maßgabe der WBA stehen Klitschko 75 Prozent der Gesamtsumme und damit gut 17 Millionen Dollar zu, während sein Gegner zwangsläufig deutlich weniger, aber immerhin noch rund 5,75 Millionen einstreichen kann.

In finanzieller Hinsicht gilt es, die Hürde zu nehmen, daß Vlad Hrunow nach einer bereits geleisteten zehnprozentigen Anzahlung den Gesamtbetrag auf ein Notaranderkonto überweisen muß. Es kommt also darauf an, ob die Refinanzierung über Fernsehsender und Eintrittsgelder gesichert werden kann, so daß auch der Rest der gewaltigen Summe vorgestreckt wird. Sollte das nicht gelingen, fiele das Austragungsrecht an das zweithöchste Gebot, also die Klitschko Management Group.

Was die sportliche Seite betrifft, hat Wladimir Klitschko durch den vorzeitigen Sieg über Francesco Pianeta am 4. Mai in Düsseldorf seine Aufgabe gelöst. Am kommenden Wochenende wird es dann auch für Alexander Powetkin ernst, der es in Moskau mit dem Polen Andrzej Wawrzyk zu tun bekommt. Wenngleich man allgemein damit rechnet, daß der favorisierte Russe die Oberhand behält und sich bei dieser freiwilligen Titelverteidigung nützliche Ringpraxis verschafft, kursieren natürlich auch Erwägungen, daß eine überraschende Niederlage den großen Zahltag Anfang September zunichte machen könnte.

Darüber brauche man sich überhaupt keine Sorgen machen, meint Powetkins ehemaliger Trainer Teddy Atlas. Der renommierte US-Coach hat den Russen von 2009 bis 2011 betreut und ihn zum regulären Titel der WBA geführt. Nach der ersten Titelverteidigung gegen Cedric Boswell kam es jedoch zur Trennung, da Atlas seine Tätigkeit als Fernsehkommentator nicht aufgeben wollte, die seine wichtigste und sicherste Einnahmequelle ist. Dies hätte für Powetkin bedeutet, zumindest über lange Strecken in den USA zu trainieren, was ihm aus persönlichen Gründen nicht lag und sich zudem in der Vergangenheit als recht problematisch erwiesen hat, als er des öfteren von einem Kontinent zum andern pendeln mußte.

Atlas, der Powetkin dank ihrer gemeinsamen Zeit sehr gut einzuschätzen weiß, räumt Andrzej Wawrzyk trotz dessen makelloser Profibilanz von 27 gewonnenen Kämpfen am 18. Mai keine Chancen ein. Der Pole habe noch nie mit hochklassigen Gegnern im Ring gestanden und werde Powetkin daher einen leichten Sieg ermöglichen, so die Einschätzung des Amerikaners. Dem Umfeld des Russen sei natürlich bewußt, daß der Kampf gegen Klitschko insbesondere in finanzieller Hinsicht ein außerordentlich wichtiger Augenblick in seiner Karriere sei. Hielte man das Duell mit Wawrzyk für riskant, fände es gar nicht erst statt, meint Atlas. Das ist natürlich ein Argument, das sich kaum aus dem Feld schlagen läßt, da nicht nur Powetkin eine enorme Börse einstreichen will, sondern auch andere partizipieren. [1]

Weniger sicher als Teddy Atlas gibt sich Klitschkos Manager Bernd Bönte, der dem Auftritt Powetkins in Moskau offenbar mit gemischten Gefühlen und nicht ohne Sorge entgegensieht. Das werde keine einfache Aufgabe für den Russen sein, zumal Wladimir eine Niederlage Powetkins nicht ausschließe. Sollte das tatsächlich passieren, fiele der große Septemberkampf ins Wasser. Daher hoffe er natürlich, daß alles seinen rechten Lauf nimmt, Powetkin gewinnt und man das attraktive Duell der beiden Olympiasieger, das schon 2008 stattfinden sollte, endlich über die Bühne bringen könne. [2]

Alexander Powetkin ist im übrigen nicht der einzige Weltmeister, der seinen Titel am 18. Mai in Moskau verteidigt. Vor ihm soll sein Landsmann Denis Lebedew den Gürtel der WBA im Cruisergewicht zu Markte tragen, sofern Guillermo Jones, derzeit Champion im Wartestand, tatsächlich in der russischen Hauptstadt erscheint. Diese Einschränkung zu erwähnen drängt sich deshalb auf, weil Jones in den zurückliegenden Jahren ein Meister im Verschieben und Absagen seiner Kämpfe war. Als er mit dem Segen des in Panama ansässigen Verbands und unter der schützenden Hand seines Promoters Don King selber noch Weltmeister war, drückte er sich teilweise über lange Strecken vor Titelverteidigungen. Zuletzt rang sich die WBA durch, ihn zum Champion im Wartestand zu degradieren und Lebedew den Gürtel auszuhändigen, Jones jedoch die Hintertür einer sofortigen Herausforderung offenzulassen.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/teddy-atlas-wawrzyk-keine-wirkliche-bedrohung-26465

[2] http://www.boxen.de/news/bernd-boente-wawrzyk-keine-einfache-aufgabe-fuer-povektin-26488

14. Mai 2013