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MELDUNG/1149: Maulhelden respektieren keine Gürtellinie (SB)




Haye und Fury prügeln verbal aufeinander ein

Am 28. September kommt es in Birmingham zu einem Gipfeltreffen der beiden besten britischen Schwergewichtler. Den 32jährigen früheren WBA-Weltmeister David Haye und den sieben Jahre jüngeren Tyson Fury vereint das Interesse an einem großen Zahltag, der ihnen mehrere Millionen Pfund einzubringen verspricht. Was sie trennt, ist die Konkurrenz um eine günstige Ausgangsposition, sich für einen Titelkampf zu empfehlen. Um dieses Duell zu realisieren, hat Haye einen geplanten Kampf gegen den Kölner Manuel Charr abgesagt, wobei die zur Begründung angeführte Verletzung inzwischen weithin als konstruierter Vorwand interpretiert wird. Fury ging einem Kräftemessen mit dem Bulgaren Kubrat Pulew aus dem Weg, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos bei der IBF werden sollte. David Haye hat seit dem Sieg über seinen britischen Rivalen Dereck Chisora im Juli 2012 nicht mehr im Ring gestanden. Tyson Fury setzte sich am 20. April bei seinem Debüt in den USA im New Yorker Madison Square Garden gegen den ehemaligen Cruisergewichtler Steve Cunningham durch.

Die beiden Briten sind dafür bekannt, sich mit Tiraden über ihre Konkurrenten ins Gespräch zu bringen und auf diese Weise Fehden zu inszenieren, die von den Medien begierig aufgegriffen werden. Nachdem sich Fury in aller Ausführlichkeit über Haye ausgelassen hat, schlägt dieser nun nicht minder abfällig zurück. In seinem jüngsten Interview teilt er kräftig gegen Fury aus und bezeichnet ihn als geisteskrank. Fury habe sich als besten Boxer aller Zeiten bezeichnet und glaube offenbar wirklich, was er da von sich gibt. Man finde in jeder Irrenanstalt solche Leute, die mit sich selber reden. "Ich glaube, er ist geistesgestört. Nicht auf eine schlechte Art, er ist keine Gefahr für niemanden, besonders nicht im Boxring."

Haye vergleicht seinen Gegner mit einem großen Rottweilerwelpen. Fury sei total tolpatschig, doof und stolpere die ganze Zeit. "Ich hatte mal einen Rottweilerwelpen - sein Name war Bonzo, ein lieber Hund - und er erinnert mich an ihn. Ich bin viel kleiner als er, ich bin wie ein Pitbull. Ich sehe vielleicht nicht so gefährlich aus, man kann mich aber nicht abschütteln." Er habe bereits Dereck Chisora und Audley Harrison vorausgesagt, wann der Kampf enden werde. Genau das werde auch bei Tyson Fury der Fall sein, keine Minute früher oder später. [1]

Der von David Haye verschmähte Manuel Charr wird gewissermaßen als Trostpreis am 28. September in Manchester einen Auftritt im Vorprogramm bekommen. Der Kölner hat 24 Kämpfe gewonnen und nur gegen Vitali Klitschko in Moskau durch einen verletzungsbedingten Abbruch verloren. Sollte ein namhafter Gegner für ihn verpflichtet werden und Charr die Oberhand behalten, ist nicht auszuschließen, daß er später im Jahr eine Chance gegen den Sieger des Hauptkampfs bekommt.

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Dereck Chisora macht es sich nicht leicht

Während David Haye und Tyson Fury die Messer wetzen, bereitet sich auch ihr Landsmann Dereck Chisora, der gegen beide verloren hat, auf seinen nächsten Kampf vor. Seine Lage ist ungleich schlechter, geht es für den 29jährigen doch darum, seine schwer angeschlagene Karriere noch einmal anzuschieben. Am 20. Juli trifft er in der Londoner Wembley Arena auf den US-Amerikaner Malik Scott, der ihm alles abverlangen dürfte. Legt man die beiderseitigen Bilanzen zugrunde, wirkt der Brite wie ein klarer Außenseiter. Während Chisora 16 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat, stehen für den ungeschlagenen Scott bereits 35 gewonnene Auftritte und ein Unentschieden zu Buche. Überdies hat der Lokalmatador drei seiner letzten vier Kämpfe verloren und steht daher mit dem Rücken an der Wand.

Dem Beispiel Hayes und Furys folgend, hat Scott den Londoner in einer Telefonkonferenz als "Freak" bezeichnet. Bekannt geworden sei Chisora vor allem durch seine Eskapaden außerhalb des Rings. Er habe beim offiziellen Wiegen seinen Gegner geküßt, einem anderen eine Ohrfeige verpaßt und sich dann auch noch mit David Haye geprügelt. Chisora, der früher als Heißsporn erster Güte empfänglich für jede Provokation war, gibt sich inzwischen geläutert. Scott könne sehr gut reden, was aber im Grunde für alle Amerikaner gelte. Man werde je sehen, ob er seinen Worten auch Taten folgen lassen kann, reagiert der Brite gelassen.

Was die beeindruckende Bilanz seines 32jährigen Gegners betrifft, läßt sich Chisora nicht ins Bockshorn jagen. Nehme man die Statistik des Amerikaners unter die Lupe, stelle sich schnell heraus, daß Scott bislang mit keinem erstklassigen Gegner im Ring gestanden hat. "Ich könnte auch so eine Bilanz aufweisen, doch ich will mich halt mit den Besten messen." [2] Diese Einschätzung ist nicht aus der Luft gegriffen, da Dereck Chisora seine Niederlagen gegen Tyson Fury, Vitali Klitschko, Robert Helenius und David Haye bezogen hat.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/david-haye-fury-wie-ein-tolpatschiger-welpe-27728

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/chisora-gegen-scott.html

18. Juli 2013