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MELDUNG/1228: Timothy Bradley zu schnell für Juan Manuel Marquez (SB)




WBO-Weltmeister behält denkbar knapp die Oberhand

Nach seinem spektakulären Sieg über Manny Pacquiao, bei dem der überlegen boxende Philippiner in einen Konter seines mexikanischen Gegners gelaufen war, galt Juan Manuel Marquez als Favorit im Kampf gegen Timothy Bradley. Nun trat der WBO-Weltmeister im Weltergewicht jedoch in Las Vegas den Beweis an, daß er auch ohne die Mithilfe ihm gewogener Punktrichter gewinnen kann. Der 30jährige US-Amerikaner war über weite Strecken schlichtweg zu schnell und emsig für seinen zehn Jahre älteren Gegner und setzte sich am Ende knapp mit 2:1 Wertungen durch.

Von der zweiten Runde an fand der Titelverteidiger immer besser in den Kampf, den er mit seinem Jab und einer höheren Schlagfrequenz dominierte. Marquez suchte nach Gelegenheiten, seine gefährliche Rechte ins Ziel zu bringen, doch Bradley war auf der Hut und boxte längst nicht so unbekümmert offensiv wie zuletzt gegen Ruslan Provodnikow, so daß er den meisten Schlägen ausweichen konnte. Wenngleich der Mexikaner den Druck in den letzten Runden verstärkte, kämpfte der Weltmeister nach wie vor klug und machte selbst im Schlagabtausch die bessere Figur. In der zwölften Runde geriet der US-Amerikaner in Bedrängnis, schickte dann aber seinen Gegner mit einem linken Haken fast auf die Bretter.

Da mehrere Runden sehr eng verlaufen waren, hatte ein Punktrichter den Mexikaner in Front gesehen. Die anderen beiden gaben jedoch Bradley den Zuschlag, was diesmal durchaus vertretbar war (113:115, 115:113, 116:112). Damit verbesserte Timothy Bradley seine Bilanz auf 33 Siege und ein Unentschieden, während für Juan Manuel Marquez nun 55 gewonnene und sieben verlorene Auftritte sowie ein unentschieden gewerteter Kampf zu Buche stehen.

Enttäuscht zog der geschlagene Herausforderer im HBO-Interview Bilanz, er habe sich als Sieger gesehen, doch sei diese Auffassung von den Punktrichtern nicht geteilt worden. Dennoch sei er zufrieden mit dem Kampf, da er sich ausgezeichnet vorbereitet und seinen Job gut erledigt habe, auch wenn ihm diesmal kein Knockout gelungen sei. Er wisse nicht, was ihm die Zukunft bringe, ließ der 40jährige seine weiteren Karrierepläne offen.

Im Hochgefühl des Sieges erzählte Bradley, wie solide und schlau er geboxt habe. Nun werde er mit seinem Team die nächsten Schritte beraten und einen Plan entwerfen. Da er jetzt die Nummer drei hinter Floyd Mayweather und Andre Ward in der Riege der weltbesten Boxer sei, wolle er nur noch gegen die Besten kämpfen. Da man diese Selbsteinschätzung nicht teilen muß, liegt ein Rückkampf gegen Ruslan Provodnikow oder eine Revanche mit Manny Pacquiao, sofern dieser am 23. November gegen Brandon Rios gewinnt, wohl eher im Bereich des Möglichen.[1]

Promoter Bob Arum hält einen Kampf zwischen Bradley und Brandon Rios für machbar, sollte sich dieser gegen Pacquiao durchsetzen. Gewinne jedoch der Philippiner, stünden die Chancen für dessen Rückkampf gegen Bradley seines Erachtens nicht besonders gut. Was einen Kampf gegen Floyd Mayweather betrifft, dürfte das für Bradley kein Thema sein, da er mit Top Rank verbunden ist und auf HBO boxt. Hingegen steht Mayweather den Golden Boy Promotions nahe, die einen Exklusivvertrag mit dem Konkurrenzsender Showtime haben.[2]

Im Vorprogramm der Veranstaltung in Las Vegas setzte sich der mexikanische Federgewichtler Orlando Salido gegen den Puertoricaner Orlando Cruz durch und holte sich den vakanten WBO-Titel zurück. Cruz hielt sich zwar recht gut, mußte aber in der siebten Runde der Schlagwirkung seines Gegners Tribut zollen und wurde nach einer Kombination ausgezählt.

Sein Profidebüt gab der zweifache Olympiasieger Vasil Lomaschenko, der dabei auf den amtierenden WBO-International-Champion Jose Ramirez traf. Dieser hatte bereits 25 Kämpfe gewonnen und drei verloren, stand aber trotz seiner Erfahrung auf verlorenem Posten. Er ging schon in der ersten Runde nach einem Körpertreffer zu Boden und obgleich er danach wieder in den Kampf fand, dominierte fortan der Ukrainer. Dessen Schnelligkeit und Treffsicherheit überforderten den Mexikaner, der in der vierten Runde nach einem weiteren Körpertreffer die Segel streichen mußte.

Nach diesem vielversprechenden Einstand könnte Lomaschenko bereits in seinem zweiten Profikampf den amtierenden Weltmeister Orlando Salido herausfordern, was angesichts seiner mangelnden Erfahrung jedoch ein großes Risiko darstellen würde. Dennoch plant Promoter Bob Arum offenbar, den Ukrainer am 25. Januar in dieses Duell zu schicken und im Falle des Titelgewinns gar gegen Guillermo Rigondeaux antreten zu lassen. Der Kubaner ist wie Lomaschenko zweifacher Olympiasieger und benötigte neun Kämpfe, um bei den Profis Weltmeister zu werden.[3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/bradley-verteidigt-wbo-titel-gegen-marquez-durch-split-decision-29460

[2] http://www.boxen.de/news/bob-arum-bradley-gegen-rios-moeglich-wenn-dieser-gegen-pacquiao-gewinnt-29464

[3] http://www.boxen.de/news/arums-kuehner-plan-lomachenko-bereits-im-2-profikampf-um-die-wm-29452

14. Oktober 2013