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MELDUNG/1388: Shawn Porter fährt Schlitten mit Paulie Malignaggi (SB)




IBF-Champion im Weltergewicht überrollt den Veteranen

Zu den am stärksten besetzten Gewichtsklassen gehört gegenwärtig das Weltergewicht, in dem sich so namhafte Akteure wie Floyd Mayweather jun. und Manny Pacquiao, Marcos Maidana und Timothy Bradley, Shawn Porter, Kell Brook, Keith Thurman, Devon Alexander, Juan Manuel Marquez und Amir Khan tummeln, um nur einige zu nennen. Weltmeister der IBF in diesem Limit ist derzeit der US-Amerikaner Shawn Porter, der im Dezember 2013 seinem Landsmann Devon Alexander den Gürtel abgejagt hat.

In Washington D.C. hat der 26jährige Porter nun seinen Titel erfolgreich gegen den 33 Jahre alten Paulie Malignaggi verteidigt, der von dem Champion regelrecht überrollt wurde. Bereits in der ersten Runde trug der New Yorker durch einen Jab Porters eine Rißwunde davon, die dazu beigetragen haben dürfte, daß der Herausforderer zu keinem Zeitpunkt in den Kampf fand. In den folgenden beiden Runden steckte Malignaggi schwere Prügel ein, worauf ihn der Weltmeister in der vierten Runde mit einer wuchtigen Rechten zum Kopf auf die Bretter schickte. Nachdem der Herausforderer noch einmal auf die Beine gekommen war, fiel Porter mit einem Hagel weiterer Schläge erneut über ihn her und streckte ihn ein zweites Mal nieder. Wenngleich es so aussah, als habe der Titelverteidiger nach einer rechten Geraden zum Kopf seines Gegners mit einem Schubs nachgeholfen, schritt der Ringrichter ein und beendete nach einer Minute und vierzehn Sekunden der vierten Runde den ungleichen Kampf.

Der weiterhin ungeschlagene Shawn Porter verbesserte dank der ersten erfolgreichen Titelverteidigung seine Bilanz auf 24 Siege und ein Unentschieden. Zugleich brachte er mit dieser überzeugenden Vorstellung verbliebene Skeptiker zum Schweigen, die ihm nach seinem Sieg gegen Devon Alexander eine eindimensionale Kampfesweise angelastet hatten. Wie der Brite Ricky Hatton oder der Puertoricaner Miguel Cotto in früheren Jahren überwältigte auch Porter den Veteranen Malignaggi mit seiner physischen Übermacht, wobei ihm das im Unterschied zu Hatton und Cotto sogar so früh gelang, daß der New Yorker noch nicht einmal richtig losgelegt hatte, als er auch schon am Ende war.

Wie Porter im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime sagte, habe er genau so einen überzeugenden Sieg gebraucht. Er habe gewußt, wie sein Gegner vorgehen würde, und ihn mit einigen Fragen konfrontiert, die Malignaggi nicht beantworten konnte. Wenngleich sich der IBF-Champion nicht dazu äußerte, wen er als nächsten Herausforderer ins Auge faßt, dürfte die Wahl doch auf den Briten Kell Brook fallen, der die Rangliste dieses Verbands anführt.

Für Pauli Malignaggi, der früher Weltmeister in zwei Gewichtsklassen war, stehen nun 33 gewonnene und sechs verlorene Kämpfe zu Buche. Sollte dies der letzte Auftritt seiner Karriere gewesen sein, habe er gegen einen großartigen Kämpfer verloren, räumte der New Yorker nach der vernichtenden Niederlage die Möglichkeit seines Abschieds vom Boxsport ein. Er werde nach Hause fahren und in aller Ruhe überlegen, ob es noch Sinn macht, weiterhin in den Ring zu steigen.

Sollte der Wunsch die Oberhand gewinnen, die Laufbahn nicht mit einem solchen Debakel zu beschließen, bedürfte es einer wohlabgewogenen Gegnerwahl, um ein weiteres Desaster zu vermeiden. Viele Möglichkeiten bleiben Malignaggi nicht, sich noch einmal mit einem namhaften Kontrahenten zu messen. Eine denkbare Option wäre die Revanche mit Adrien Broner, gegen den er im vergangenen Jahr nur umstritten nach Punkten verloren hat. Nach der enttäuschenden Niederlage gegen den Argentinier Marcos Maidana im letzten Dezember, die ihn den frischgewonnenen WBA-Titel gekostet hat, befindet sich Broner in der Aufbauphase. Ein Rückkampf gegen Malignaggi könnte daher auch aus seiner Sicht Sinn machen. [1]

Nach den Worten Oscar de la Hoyas, früher selbst ein überragender Boxer und heute mit seinem Unternehmen Golden Boy der erfolgreichste Promoter des internationalen Boxgeschäfts, verkörpert Adrien Broner all jene Qualitäten im Ring, die einen Akteur von Weltklasse auszeichnen. Er verfüge über exzellente technische Fertigkeiten, könne sich flüssig bewegen oder den Gegner im engen Kontakt stellen und liebe es vor allen Dingen zu kämpfen. Broner, der Anfang letzten Jahres noch im Leichtgewicht antrat, schien sich zum kommenden Superstar aufzuschwingen, als er sich nach seinem zunächst erfolgreichen Aufstieg in die übernächste Gewichtsklasse an Marcos Maidana die Zähne ausbiß.

Hätte er seit langem im selben Limit wie Malignaggi geboxt, wäre er zweifellos eine Nummer zu groß für den New Yorker. Wie sich jedoch bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Juni 2013 zeigte, kostete es Broner beträchtliche Mühe, in der ungewohnten Gewichtsklasse die Oberhand zu behalten und Malignaggi den WBA-Titel im Weltergewicht abzunehmen. Die Klärung der Frage, ob Adrien Broner inzwischen auch in dieser Gewichtsklasse sein Können uneingeschränkt ausspielen kann, wäre zumindest ein Argument, das sich für eine Revanche mit Pauli Malignaggi ins Feld führen ließe.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/04/porter-destroys-malignaggi-in-4-rounds/

23. April 2014