Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1506: Britische Duelle vor Londoner Publikum (SB)




Kampf zwischen Chisora und Fury um eine Woche verschoben

Das Duell der beiden britischen Schwergewichtler Dereck Chisora und Tyson Fury in der Londoner Excel Arena ist vom 22. auf den 29. November verschoben worden. Nach Angaben des für gewöhnlich gut unterrichteten Experten Dan Rafael handelt es sich weiterhin um einen Ausscheidungskampf der WBO, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos bei diesem Verband wird. Da der Ukrainer jedoch auch Superchampion der WBA und Weltmeister der IBF sowie des kleineren Verbands IBO ist, kann es sehr lange dauern, bis der Kandidat der WBO eine Chance bekommt.

Auf dem Spiel stehen ferner die Titel des Britischen Meisters sowie des Europameisters, die Chisora hält. Während Fury in 22 Kämpfen ungeschlagen ist, stehen für seinen Gegner 20 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche. Der Kampf sollte ursprünglich bereits am 26. Juli über die Bühne gehen, mußte aber wegen einer Verletzung Chisoras kurzfristig abgesagt werden, der sich in der letzten Phase der Vorbereitung den Daumen gebrochen hatte.

Fury versuchte damals, ersatzweise gegen Alexander Ustinow anzutreten, der zuvor als Sparringspartner Chisoras gearbeitet hatte und in ausgezeichneter Form zu sein schien. Deshalb sprachen viele von einem hohen Risiko, das der Brite in diesem Kampf gegen den hochgewachsenen und massiv gebauten Weißrussen einginge. Da Furys Onkel Hughie aufgrund akuter gesundheitlicher Probleme ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, kam es nicht zur Austragung des Kampfs.

Dereck Chisora hat zwar schon einmal gegen Tyson Fury und später so namhafte Kontrahenten wie Vitali Klitschko, David Haye und Robert Helenius verloren, dabei jedoch ein Vermögen verdient und sich immer wieder ins Gespräch und Geschäft gebracht. Im Unterschied dazu kann Fury zwar eine wesentlich bessere Bilanz vorweisen, hat aber bislang keinen bedeutenden Kampf bestritten, geschweige denn sehr viel Geld verdient.

Wenngleich das vor allem von Fury verbal angeheizte Duell mit Chisora bei den britischen Fans sicher auf beträchtliche Resonanz stößt, stellt sich natürlich die Frage, warum es von der WBO überhaupt zu einem Ausscheidungskampf aufgewertet worden ist. Zudem war das erste Aufeinandertreffen der beiden Briten eine sehr einseitige Angelegenheit, da Fury mit seinen 2,06 m schlichtweg zu groß für Chisora und daher schwer zu treffen ist. Da letzterer bei seinen jüngsten Auftritten mit wilden und nicht immer regelkonformen Angriffen vorzeitige Siege erzielt hat, ist zumindest nicht ganz auszuschließen, daß er Fury auf ähnliche Weise mit einem Glückstreffer von den Beinen holen könnte. [1]

Steve Cunningham, der allerdings im Unterschied zu Chisora ein exzellenter Techniker ist, hat im letzten Jahr demonstriert, daß man auch als körperlich weit unterlegener Boxer den riesigen Fury durchaus auf die Bretter schicken kann. Bei seinem Debüt in den USA hatte der Brite damals eine beschämende Niederlage gegen den ehemaligen Cruisergewichtler nur dadurch abgewendet, daß er in der Folge seine schiere Masse auf den Gegner wälzte, bis dieser völlig erschöpft unter den Schlägen Furys zusammenbrach.

*

Billy Joe Saunders gegen Chris Eubank jun.

Im Vorprogramm des Kampfs zwischen Tyson Fury und Dereck Chisora am 29. November in London treffen die britischen Mittelgewichtler Billy Joe Saunders und Chris Eubank jun. aufeinander. Beide sind bislang ungeschlagen, wobei Saunders 20 Auftritte gewonnen hat und in den Ranglisten besser plaziert ist (WBO 2, IBF 8, WBA 12). Der gleichnamige Sohn des legendären Chris Eubank sen. kann 17 Siege vorweisen und wird von der WBO an Nummer 15 geführt.

Nachdem Peter Quillin den Gürtel der WBO kürzlich zurückgegeben hatte, weil er nicht gegen den nominierten Pflichtherausforderer antreten wollte, hatte sich Saunders Hoffnungen auf einen Kampf um den vakanten Titel gemacht. Der Verband zog jedoch ein Duell zwischen Demetrius Andrade und dem Ranglistenersten Matt Korobow vor, da Andrade in jüngerer Zeit gegen namhaftere Gegner als Saunders gewonnen hat.

Dessen Promoter Frank Warren will solche Einwände nicht gelten lassen und erklärt, Saunders habe bislang alle Aufgaben gelöst und sei Britischer und Commonwealth-Champion, Interkontinentalmeister der WBO sowie Europameister geworden. Sein Mittelgewichtler sei mit den Anforderungen gewachsen, werde auch den jungen Eubank bezwingen und die nächsthöhere Ebene erklimmen.

Ein gehöriger Schritt nach oben ist dieser Kampf vor allem für Chris Eubank, der 2011 sein Debüt im Profilager gab und seither mehr oder minder unbekannte Gegner besiegt hat. Er soll eigentlich am 25. Oktober gegen Jez Wilson antreten, doch dürfte dieser Auftritt so kurz vor dem höherwertigen Duell Ende November wohl gestrichen werden, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Saunders und Eubank verfügen über keine sonderlich ausgeprägte Schlagwirkung, sie setzen statt dessen auf ständige Bewegung und ein Vielzahl leichterer Treffer. Wenngleich Billy Joe Saunders als Favorit gilt, steht doch ein eher ausgeglichener Kampf zu erwarten. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/09/dereck-chisora-vs-tyson-fury-moved-to-november-29th-at-excel-arena-london-uk/#more-181863

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/09/billy-joe-saunders-vs-chris-eubank-jr-added-to-chisora-fury-2-card-on-november-29th/#more-181876

17. September 2014