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MELDUNG/1534: Zum Ausklang etwas fürs Gemüt (SB)




Carl Froch hat sich auf Julio Cesar Chavez versteift

Noch immer auf der Suche nach einem Gegner, mit dem er seiner ausklingenden Karriere ein letztes Glanzlicht aufsetzen möchte, hat sich Carl Froch offenbar auf Julio Cesar Chavez jun. versteift. Der 37 Jahre alte Weltmeister der WBA und IBF im Supermittelgewicht aus Nottingham träumt von einem Auftritt in Las Vegas, zu dem der Mexikaner das Gros des Publikums beisteuern würde. Sollte er den früheren Mittelgewichtschampion bei seinem für den 31. Januar 2015 geplanten Kampf nicht vor die Fäuste bekommen, werde er seine Laufbahn möglicherweise sofort beenden. Seinem Landsmann und Pflichtherausforderer bei der IBF, James DeGale, erteilte Froch erneut eine Absage.

Statt dessen gab er seinem Promoter Eddie Hearn den Marschbefehl, einen Kampf gegen den 28 Jahre alten Chavez anzubahnen, was freilich kaum gelingen dürfte. Der Mexikaner gilt als schwieriger Verhandlungspartner, zumal er derzeit geltend macht, daß sein Vertrag mit Top Rank ausgelaufen sei. Bob Arum wird ihn jedoch so schnell nicht von der Angel lassen, so daß im ungünstigen Fall ein längerer Rechtsstreit samt Inaktivität des Boxers droht. Sollte Chavez jedoch in den Ring steigen, dann mit Saul "Canelo" Alvarez oder einem anderen prominenten Rivalen, der hoch in der Gunst des US-amerikanischen Publikums steht. Mit Froch ist in dieser Hinsicht kein Staat zu machen, auch wenn er zwei Titel mitbrächte.

Das will der Brite jedoch nicht einsehen. Er warte auf Chavez, selbst wenn Eddie Hearn diese Option für unmöglich erachte. Andernfalls werde die Rechte, mit der er George Groves vor 80.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion auf die Bretter geschickt habe, der letzte Schlag seiner Karriere gewesen sein. Das wirft natürlich die Frage auf, ob sich Froch tatsächlich mit zwei Siegen über einen Novizen, der sein junger Landsmann trotz seines großen Mundwerks nun einmal ist, zufrieden zur Ruhe setzen kann. Immerhin gibt es da draußen noch Andre Ward oder die Brüder Andre und Anthony Dirrell, die stärker als Groves einzuschätzen sind.

Hearn hat natürlich kein Interesse an einem Rücktritt Frochs, mit dem er noch etliche lukrative Auftritte über die Bühne bringen könnte. Da wäre beispielsweise noch der Däne Mikkel Kessler, der seit der Niederlage im Rückkampf mit dem Briten Anfang 2013 nicht mehr im Ring gestanden hat. Er ist zwar durch seine lange Abwesenheit aus den Top 15 gefallen, so daß er für eine freiwillige Titelverteidigung Frochs nicht in Frage kommt. Dennoch ist ein Arrangement nicht auszuschließen, das ein drittes Aufeinandertreffen möglich macht und dem Briten wohl einen erneuten Sieg über den früheren Weltklasseboxer bescheren würde.

Würde Carl Froch zwei Jahre weitermachen und seine Titel behalten, könnte er noch jede Menge Geld verdienen. Allerdings müßte er dabei seinem Wunschgegner Julio Cesar Chavez tunlichst aus dem Weg gehen, dessen Kampfesweise Gift für ihn wäre. Der Mexikaner hat überragende Nehmerqualitäten und verteilt Schläge zum Körper, wie kaum ein zweiter Boxer dieser Gewichtsklasse. [1]

Inzwischen ist mit Gennadi Golowkin ein weiterer potentieller Gegner auf der Bildfläche erschienen, den Froch in seinen Plänen aus gutem Grund nicht allzu häufig erwähnt. Golowkins Promoter Tom Loeffler ist dem Vernehmen nach mit dem Vorschlag an Hearn herangetreten, im kommenden Jahr einen Kampf in England auszutragen. Er habe seinem britischen Kollegen versichert, daß der Kasache ein Duell in Frochs Gewichtsklasse und vor dessen heimischem Publikum nicht scheue. Schließlich habe Golowkin auch in Europa viele Fans, die ihm den Rücken stärken würden.

Natürlich könnte Loeffler auch einen Kampf in Las Vegas ins Gespräch bringen, wo Froch ohnehin gerne auftreten möchte. Indessen ist der WBA-Superchampion und IBO-Weltmeister im Mittelgewicht noch wesentlich stärker als Chavez einzuschätzen, zumal dieser in seinen letzten Kämpfen keine gute Figur gemacht hat. Der Brite rechnet offenbar damit, den Mexikaner schlagen zu können, während er gegen Golowkin wohl auf verlorenem Posten stünde.

Als Froch kürzlich via Facebook eine Umfrage durchführte, ob er seinen nächsten Kampf gegen Golowkin, Chavez oder DeGale bestreiten solle, gaben die Fans eindeutig dem Kasachen den Zuschlag. Der Brite nahm zu diesem Ergebnis mit den Worten Stellung, man solle diesen Boxer meiden wie die Pest, weil er wie ein Maultier ausschlage. Mit Golowkin wolle er den Ring nicht teilen, da das ein riskantes Unterfangen wäre. [2] Damit hat Carl Froch offen ausgesprochen, was andere höchstens hinter vorgehaltener Hand murmeln: Wer Titel, Reputation und viel Geld zu verlieren hat, geht dem Kasachen unter irgendeinem Vorwand aus dem Weg.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/10/froch-says-he-could-retire-if-he-doesnt-get-chavez-jr-fight/#more-183178

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/10/golovkin-willing-to-fight-froch-in-uk/#more-183219

18. Oktober 2014