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MELDUNG/1571: Zum Abkassieren nach New York (SB)




Wladimir Klitschko im Frühjahr gegen Bryant Jennings

Wladimir Klitschko wird seine Titelsammlung aller Voraussicht nach am 25. April in New York gegen Bryant Jennings verteidigen. Nach Angaben Dan Rafaels von ESPN.com soll der Kampf entweder im Madison Square Garden oder im Barclays Center über die Bühne gehen. Der Herausforderer ist in 19 Profikämpfen ungeschlagen, von denen er zehn vorzeitig beendet hat. In den Ranglisten der Verbände ist er in aussichtsreichen Positionen plaziert (WBA 2, WBC 3, WBO 5, IBF 8). Bei seinem letzten Auftritt hat sich Jennings Ende Juli in New York knapp mit 2:1-Punktrichterwertungen gegen den Kubaner Mike Perez durchgesetzt. Da es sich um einen Ausscheidungskampf des WBC handelte, ist der Sieger nächster Anwärter auf einen Titelkampf hinter Deontay Wilder, der am 17. Januar in Las Vegas auf den amtierenden Weltmeister Bermane Stiverne trifft.

Perez begann offensiv und dominierte zunächst dank seiner wuchtigen und präzisen Schläge. Jennings kam jedoch mit zunehmender Kampfdauer immer besser zur Geltung und verbuchte schließlich die klareren Treffer. Sein Gegner ließ in der zweiten Hälfte deutliche Konditionsschwächen erkennen und behalf sich des öfteren mit Klammern oder Schieben. Die dramatische Entscheidung fiel in der letzten Runde, als der Kubaner wegen eines Kopfstoßes mit einem Punktabzug bestraft wurde, ohne den der Kampf unentschieden geendet hätte. Es war kein beeindruckender Sieg, da Jennings sechs Runden lang nichts riskiert und trotzdem regelmäßig Treffer kassiert hatte. Am Ende gewann er vor allem deswegen, weil Perez rasant die Luft ausging.

Der Ukrainer ist höher gewachsen als Jennings, der dennoch über eine etwas größere Reichweite verfügt. Damit ist aber auch schon alles über mögliche Vorteile des US-Amerikaners in diesem Titelkampf gesagt, zumal er keine ausgeprägte Schlagwirkung ins Feld führen kann. Folglich dürfte es ihm kaum besser ergehen als Kubrat Pulew, der stärker einzuschätzen ist, aber dennoch in der fünften Runde die Segel streichen mußte.

Der kommende Auftritt ist Klitschkos zweiter Streich im Rahmen seines drei Kämpfe umfassenden Vertrags mit dem Sender HBO. Die letzte Titelverteidigung gegen den Bulgaren verfolgten rund 10,5 Millionen Fernsehzuschauer live bei RTL, während in den USA über eine Million ein Traumergebnis wäre. Berücksichtigen muß man dabei allerdings, daß die attraktivsten Kämpfe im Bezahlfernsehen vermarktet werden, wo sie mit 70 Dollar oder mehr für einen erheblichen Teil der Bevölkerung unerschwinglich sind. Da der Kampf nach deutscher Zeit in den frühen Morgenstunden stattfindet, dürfte die Quote hierzulande deutlich unter dem letzten Ergebnis liegen.

Sein Haussender RTL bezahlt Klitschko etwa 6 Millionen Dollar pro Kampf, während HBO ihn mit geschätzten 3 Millionen entlohnt. Wenngleich die Details der beiden Verträge nicht bekannt sind, darf man doch annehmen, daß sie sich addieren und der Weltmeister nur deswegen einen Abstecher nach New York macht.

Pflichtherausforderer beim Verband WBO ist Tyson Fury, der sich am vergangenen Wochenende in London klar gegen seinen britischen Landsmann Dereck Chisora durchgesetzt hat. Klitschko wird sich frühestens im Sommer mit Fury befassen, dem damit reichlich Zeit bleibt, aller Welt zu verkünden, wie er den Ukrainer in Grund und Boden prügeln will. Legt man die Leistung beim Sieg über den erschreckend schwachen und ratlosen Chisora zugrunde, ist nicht abzusehen, daß Fury es mit Klitschko aufnehmen könnte. Sein unflätiges Mundwerk sollte dennoch geeignet sein, derart viel Wirbel zu machen, daß sich der Titelkampf verkaufen läßt. [1]

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Magere Fernsehquote für Pacquiao

Wie Skeptiker vorausgesagt hatten, fuhr der Kampf zwischen Manny Pacquiao und Chris Algieri in Macao eine schwache Quote im US-amerikanischen Bezahlfernsehen ein. Aktuellen Meldungen zufolge waren es nur knapp über 300.000 Buchungen, womit der Philippiner das schlechteste Ergebnis seit Jahren erzielt hat. Da er den Herausforderer zwölf Runden lang klar dominiert und haushoch nach Punkten gewonnen hat, wäre die magere Zuschauerzahl an und für sich zu verschmerzen. Pacquiao und sein Promoter Bob Arum streben jedoch einen Kampf gegen Floyd Mayweather jun. an, dessen Realisierung insbesondere unvereinbare Vorstellungen über die Aufteilung der Börse im Weg stehen könnten.

Da Mayweather bei seinen Auftritten gut eine Million Fernsehzuschauer tief in die Tasche greifen läßt, Pacquiao jedoch nur 300.000 mobilisieren konnte, wird der US-Star vermutlich auf 70:30 zu seinen Gunsten drängen. Das kann die Gegenseite nicht akzeptieren, weshalb der seit Jahren vergeblich beschworene Kampf der Superlative aller Voraussicht nach schon aus diesem Grund nicht zustande kommen wird.

Nachdem Pacquiao bereits mit seinem Kampf gegen Brandon Rios beim zahlenden Fernsehpublikum schlecht abgeschnitten hatte, wäre Promoter Bob Arum besser beraten gewesen, einen prominenteren Gegner als Algieri auszuwählen. Wenngleich im Vorfeld des Auftritts in Macao die Werbetrommel unermüdlich gerührt und der Herausforderer von diversen Kommentatoren zu einem Kontrahenten auf gleicher Augenhöhe mit dem Weltmeister hochstilisiert wurde, ließen sich die Fans in ihrer breiten Mehrheit von dieser Debatte augenscheinlich nicht beeindrucken. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/wladimir-klitschko-vs-bryant-jennings-possible-for-april-25th-in-new-york/#more-185153

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/pacquiao-algieri-brings-in-just-over-300000-ppv-buys-says-glaser/#more-185165

5. Dezember 2014