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MELDUNG/1578: Vom Radar der Branchenstars verschwunden (SB)




Erislandy Lara setzt sich problemlos gegen Ishe Smith durch

Am 12. Juli trafen in einem spektakulären Kampf des Halbmittelgewichts in Las Vegas mit Saul Alvarez und Erislandy Lara zwei der besten Akteure dieser Gewichtsklasse aufeinander. Das vom Sender Showtime übertragene Duell fand großen Anklang beim Publikum, wenngleich der reguläre WBA-Titel des Kubaners nicht auf dem Spiel stand, da ein etwas höheres Gewicht vereinbart worden war. Der junge Mexikaner hatte die Gürtel der Verbände WBA und WBC im September 2013 an Floyd Mayweather verloren, war aber nach wie vor ein Favorit des hispanischen Publikums. In dem mit Spannung erwarteten Duell im MGM Grand setzte sich Alvarez knapp und umstrittenen nach Punkten durch, worin viele Experten ein Geschenk an den populäreren Boxer sahen. Der Kubaner war ein großes Risiko eingegangen, vor dem Heimpublikum des von den Golden Boy Promotions favorisierten Quotenbringers Alvarez anzutreten, und mußte einen herben Rückschlag hinnehmen.

Dabei hatte Erislandy Lara dank seiner Beweglichkeit und technischen Überlegenheit den Gegner in den ersten sechs Runden regelrecht vorgeführt. Zur Mitte des Kampfs setzte sich der Mexikaner vor allem mit Schlägen zum Körper besser in Szene, doch gegen Ende gab der Kubaner wieder den Ton an. Lara konterte den unablässig vorwärts drängenden Gegner auf eine Weise aus, die phasenweise einer Lehrstunde gleichkam, und erzielte die eindeutigeren Treffer, die bei der Wertung den Ausschlag geben sollten. Allenfalls hatte der Kubaner die letzte Entschlossenheit vermissen lassen, seinen Gegner auf die Bretter zu schicken und damit eine Punktwertung zu vermeiden, die kaum zu seinen Gunsten ausgehen konnte.

In finanzieller Hinsicht schnitt Saul Alvarez deutlich besser ab, da ihm über die garantierte Börse von 1,5 Millionen US-Dollar hinaus Anteile aus den Fernsehgeldern zuflossen. Erislandy Lara erhielt mit einer Million Dollar die bis dahin höchste Gage seiner Karriere, die angesichts der Niederlage jedoch so bald nicht übertroffen werden dürfte. Promoter Oscar de la Hoya wollte von einem eventuellen Rückkampf nichts wissen und erklärte, die Fans wünschten keine Revanche. Alvarez wolle nur gegen die Besten antreten, da seine Anhänger nichts anderes verdienten.

Nun hat Erislandy Lara seinen WBA-Titel im Halbmittelgewicht zum ersten Mal erfolgreich verteidigt. Der 31jährige Weltmeister setzte sich im texanischen San Antonio klar nach Punkten gegen den fünf Jahre älteren Ishe Smith durch (119:109, 119:109, 117:111). Damit verbesserte der Kubaner seine Bilanz auf 20 Siege, zwei Niederlagen sowie zwei Unentschieden, während für Smith nun 26 gewonnene und sieben verlorene Auftritte zu Buche stehen.

Lara nahm sich einige Runden Zeit, bevor er auf Touren kam, und blieb zunächst häufig vor dem Gegner stehen. Als er dann die Bewegungsweise seines Kontrahenten ausgelotet hatte, boxte er wesentlich mobiler und versetzte Smith von der fünften Runde an bis zum Ende des Kampfs immer wieder satte Treffer. Der Außenseiter konnte in dieser Phase allenfalls die siebte und elfte Runde für sich verbuchen, in denen Lara vorübergehend statisch agierte. Da Smith den Kopf des Kubaners nur selten traf, verlegte er sich vor allem auf Schläge zum Körper, die Lara jedoch größtenteils abwehrte.

Nicht von ungefähr fühlte man sich an den Kampf gegen Saul Alvarez erinnert, der zwar druckvoller und gefährlicher als Smith zu Werke gegangen war, aber Laras Kopf ebenfalls kaum erreicht hatte und deswegen vermehrt zu dessen Körper schlug. Im Grunde kämpfte der Kubaner bei seiner Titelverteidigung auf die gleiche Weise, nur daß diesmal die Punktrichter nicht seinen Gegner bevorzugten. [1]

Mit Ishe Smith hatte sich Lara einen Herausforderer ausgesucht, der seit seiner Niederlage gegen Carlos Molina im vergangenen Jahr keine namhaften Gegner besiegt hatte und daher nicht gerade erster Anwärter auf einen Titelkampf war. Allerdings sollte er ursprünglich schon früher im Jahr eine Chance gegen den Kubaner bekommen, der dann jedoch den lukrativen Kampf gegen Saul Alvarez vorzog. Daß Lara diesem Herausforderer nun doch noch den Zuschlag gab, läßt darauf schließen, daß er nach seiner unerfreulichen Erfahrung mit dem Mexikaner diesmal darauf bedacht war, kein großes Risiko einzugehen und seinen Titel ungefährdet zu verteidigen.

Wie Lara nach seinem Sieg erklärte, wünsche er sich nun einen Kampf gegen Floyd Mayweather, der zu den Besten gehöre. Der US-Star dürfte jedoch unerreichbar für den Kubaner sein, da dieser einerseits ein riskanter Gegner ist, der sich andererseits nach den Maßstäben Mayweathers nicht gut genug vermarkten läßt. Das gilt auch für den Puertoricaner Miguel Cotto, der im Frühjahr höchstwahrscheinlich auf Saul Alvarez trifft. Keiner dieser drei potentiellen Gegner hat Laras Namen auch nur erwähnt, so daß man davon ausgehen kann, daß der Kubaner vorerst auf ihrem Radar nicht auftaucht.

Im Grunde genommen ist ein möglicher Rückkampf gegen Saul Alvarez unter den genannten Möglichkeiten die einzige halbwegs realistische Option, sofern dem Mexikaner irgendwann die Gegner ausgehen und er nicht ins Mittelgewicht abwandert. Im Unterschied zu Mayweather und Cotto ist Alvarez noch so jung, daß er auch in zwei oder drei Jahren noch erreichbar für Lara sein könnte. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/lara-defeats-smith/#more-185599

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/weights-lara-154-smith-153-5/#more-185530

13. Dezember 2014